Freitag, 1. April 2016

Gesetz oder Nachfolge?

Ich wollte heute über eine Karfreitagspredigt schreiben: "Verloren und gefunden: Lamm sucht ein Schaf". Sie kann auch beim Nachlesen noch ansprechen. [Fundstelle]

Es geht in dieser Predigt, die kurz nach den Anschlägen in Brüssel konzipiert wurde, um Unordnung und Ausgrenzung und Gesetze. Oder besser: Es geht darum zu erkennen, dass nicht das Gesetz den Himmel auf Erden schaffen kann, so wichtig Gesetze sein mögen, sondern die Nachfolge. "Umkehr und Buße bedeuten seit Ostern damals, wieder neu einzutreten in die Nachfolge."

Wir brauchen Gesetze, aber sie dämmen nur ein und verändern keine Herzen. ... Sie "definieren genau ein 'wir sind drinnen' und 'die sind draußen'."

"In dem Maße, wie ihr Gesetze ... aufrichtet in eurem Leben, wird die Sünde zunehmen."

"Nimm barmherzig und gnädig an und grenze nicht aus."

Nun ist mir gerade heute ein "Gesetzgeber" untergekommen, kein geringerer als der oberste Glaubenshüter des Vatikans: Müller. Nein, er ist kein Gesetzgeber, er achtet nur darauf, dass die vorhandenen Gesetze - und derer gibt es unsäglich viele - peinlich genau befolgt und umgesetzt werden. Und er richtet Zäune auf. [Fundstelle] Der Artikel, auf den ich mich beziehe, ist zwar mit "Hohe Erwartungen an Papstschreiben" tituliert, aber zum größeren Teil geht es darin um ein neues Buch von Müller. Dessen Exegese zeige Punkt für Punkt, dass die Worte von Franziskus zu Missverständnissen führten. Doch dürfe man den Papst nicht fehldeuten, so die Warnung. Zum Beispiel die Papst-Äußerung, die Eucharistie sei ein großzügiges Heilmittel für die Schwachen und keine Belohnung der Vollkommenen. Oder dass man doch aus einer anderen Papst-Äußerung ("Wer bin ich, ihn zu verurteilen?" hatte der Papst über einen Homosexuellen gesagt) keine verdrehten Ideen zur Sexualmoral herleiten möge. Usw. usf.

Der Mann steckt voller Angst, er baut Zäune und Mauern auf, damit ja kein Jota an der sogenannten Tradition verändert werde. Er grenzt ab: Die da draußen - und wir hier drinnen. Das ist nicht nur ausgrenzend, es ist abstoßend. Mit seinem Buch will er angeblich schon im Vorgriff einen Leseschlüssel für das am 8. April zu erwartende Papstschreiben geben ... Hat sich etwa eine deutsche Trias gegen Franziskus (der im Übrigen auch Befreiungstheologen nahe steht) formiert: Ratzinger, Gänswein und Müller?

Wie dem auch sei, ich freue mich, dass ich nicht nur den römischen Katholizismus und seine ausgrenzenden Aspekte kennengelernt habe, sondern evangelische Freikirchen und menschliche Pastoren, die gerade nicht ausgrenzen, sondern einbeziehen. Zum Beispiel die sehr lebendigen, engagierten Methodisten.








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