Samstag, 28. Januar 2017

Haiku




Schnee schmilzt schon am Dach.
Unvergleichlich das Glucksen
Vergänglicher Pracht.
















Freitag, 27. Januar 2017

Späte Reue?



Ob Gott am Zölibat sich freut?

Ob er will, dass man sich sehr kasteit?
Ich glaub' es nicht, denn das hieße ja,
Dass er seine Schöpfung schon bereut ...


Ein Vierzeiler, Omar Khayyam nachempfunden.













Donnerstag, 26. Januar 2017

Gejammer eines Kirchenmannes

Der Kilian Martin legt ein "Bekenntnis gegen Anfeindungen" ab. Und wendet sich gar gegen Diskriminierung von Christen. Da schau mal her. Christen müssten sich angeblich wegen ihres Bekenntnisses in Deutschland schämen. Sagt er. Mobbing auf dem Schulhof? Kommt vor, ist leider kaum zu verhindern, aber das gab es schon immer ... Mir scheint, da bauscht ein kleiner Monsignore ganz gewaltig auf. Es sei eine Schande, sagt er, und ruft nach der Politik oder fordert ein gemeinsames starkes Bekenntnis ...

Die Kirche hatte jahrhundertelang das Sagen und hat alle jene, deren Bekenntnis auch nur ein Jota von der allgemeinen Kirchendoktrin abwich, niedergemacht. Verbal oder auf dem Scheiterhaufen. Das war tatsächlich eine Schande, aber niemand hat sich deswegen geschämt. Bis heute.

Ratzinger möchte immer noch ein bisschen Papst sein - und schämt sich nicht.

Die Kurien-Kirche ist starr und unbarmherzig - und schämt sich nicht.

Manche Kurienkardinäle pflegen einen fast (?) luxuriösen Lebensstil - und schämen sich nicht.

Missbrauch wurde vielfach vertuscht - man schämte sich nicht.

Den Priestern wird ein perverser Zölibat abverlangt - niemand schämt sich.

Der Neuredakteur Martin trägt eine insgesamt reaktionäre Haltung zur Schau - und schämt sich nicht ...











Mittwoch, 25. Januar 2017

Ratzinger

Der Kirchenhistoriker Wolf sieht in der Kleidung des Ratzinger-Papstes eine Katastrophe. Er hätte nach seinem Rücktritt wieder den Kardinalspurpur anlegen sollen.

Ich sehe das auch so. Doch sehe ich nicht nur in seiner Kleidung eine Katastrophe, sondern in seinem ganzen Gebaren. 

Es ist auch für den Außenstehenden offenkundig, dass Ratzinger sich noch immer als eine Art Papst sieht. Das zeigt seine Kleidung, das zeigt der Ring, das zeigt die Anrede "Heiliger Vater". Das kommt in seinen Interviews zum Ausdruck, in denen er zu seinem Nachfolger durchaus Stellung nimmt. Und das wird in Verlautbarungen seines Getreuen Gänswein deutlich, der - vermutlich nicht ohne Unterstützung des anderen Vertrauten, des obersten Glaubenshüters Müller - ein "synodales Papstamt" ins Gespräch gebracht hat. 

Ratzinger ist innerlich nicht wirklich zurückgetreten. Das muss er erst noch leisten.








Montag, 16. Januar 2017

Krankheiten der Kirche

Mit "Die vier Krankheiten des Kapitalismus" ist ein Spiegel-Artikel überschrieben.

Das gibt Anlass, über die Krankheiten der Kirche nachzudenken. Welches sind ihre Krankheiten?

-  Sie hat sich zwischen die Menschen 
   und Gott geschoben.
-  Sie kreist überwiegend um sich selbst.
-  Sie proklamiert Glaubenssätze und  
   Moralvorschriften.
-  Sie klammert sich an Vergangenes 
   (genannt Tradition).
-  Sie predigt einen anthropomorphen 
   Gott, betet in ihm einen Götzen an 
   und verfällt damit einem "praktischen 
   Atheismus".









Samstag, 14. Januar 2017

Berührungsängste

Die evangelische Kirche in Freiburg wird ihren zentralen Reformationsgottesdienst am 31. Oktober nicht im katholischen Freiburger Münster feiern können, [Fundstelle]

Grund seien Bedenken von Seiten der katholischen Erzdiözese, deren Bischofskathedrale das Gotteshaus sei. Die Protestanten werden also im Stadttheater feiern.

Passt doch gut. Wenn die Katholen Ökumene so wenig ernst nehmen, wenn sie so eng sind und so ein Theater draus machen, dann ist die Reformationsfeier im Stadttheater allemal besser aufgehoben.

Schämt euch, ihr heiligen Erzdiözesler!

















Freitag, 13. Januar 2017

Jugend im Visier

Es geht um die Vorbereitung einer Bischofssynode 2018 mit dem Thema "Die Jugendlichen, der Glaube und die Berufungsentscheidung". Der Papst wendet sich heute mit einem Brief an alle Jugendlichen und findet - wieder einmal - schöne Worte:

"... die Kirche möchte auf eure Stimme hören, auf eure Sensibilität, auf euren Glauben, ja auch auf eure Zweifel und eure Kritik. Lasst euren Schrei hören, lasst ihn in den Gemeinschaften erschallen und bis zu den Hirten gelangen."

Was denkt sich der Leser, der schon lange kein Jugendlicher mehr ist? Er fragt sich vor allem, warum der Papst und seine Bischöfe die vielen Schreie, die innerhalb der Kirche nach Veränderungen, längst überfälligen Veränderungen, rufen, nicht hört. 

Noch vor wenigen Tagen haben elf Priester aus dem Raum Köln Veränderungen angemahnt. Wer wird sie hören, diese elf alten Männer? 

Der Papst zitiert in seinem Brief aus der Geschichte Abrahams, zu dem Gott gesagt haben soll: "Zieh weg aus deinem Land, ... und aus deinem Vaterhaus, in ein Land, das ich dir zeigen werde." Er ruft die Jugendlichen auf, einen Weg der Unterscheidung zu gehen, um den Plan Gottes für das eigene Leben zu entdecken. Gott ermutige, dahin zu gehen, wohin er sie schicke: "Fürchte dich nicht ...".

Wenn er das wirklich ernst meint, dann müsste er auch akzeptieren, dass Jugendliche ihre "Heimat" nicht in der Großorganisation, in dem Schafstall namens Kirche sehen, sondern ihren eigenen Weg suchen. An diese Konsequenz hat er wohl nicht gedacht. 














@kilianmartin

@kilianmartin

die Vertauschung Ihres Vor- und Nachnamens geschah unbeabsichtigt, liegt wohl daran, dass ich diese Namen nur "andersrum" kenne. Habe meinen Blogeintrag wunschgemäß geändert.

Im übrigen: Meine Blogeinträge sind in keiner Weise krude, Sie sollten mit der Wortwahl etwas vorsichtiger sein. Wenn Sie wie ein alter Kurialtheologe schreiben, werde ich Sie allerdings auch weiterhin als kleiner Monsignore (passt immerhin zu Ihren Initialen) bezeichnen. 

Sie schreiben beispielsweise, es ehre die Weihejubilare, dass sie ... usw. usf. Das ist eine Diktion, die allenfalls ein Älterer Jüngeren gegenüber verwenden kann, im umgekehrten Fall wäre es anmaßend. 

Was mich allerdings sehr interessieren würde: Wie kommen Sie als noch relativ junger Mensch (ich bin mehr als doppelt so alt wie Sie) zu einer so rigiden und reaktionären Position in Sachen Theologie und Kirche? Ihre Äußerungen auf katholisch.de, andere kenne ich nicht, klingen so, als ob Sie einer Gehirnwäsche etwa im Sinne des Neokatechumenats unterzogen worden wären. 

Wenn Sie bereit sind, etwas von Ihrem Background zu erzählen, würde ich Ihnen meine e-Mail Adresse geben.


















Donnerstag, 12. Januar 2017

Desavouierend

Man kann auf den Brief der elf in Ehren ergrauten Priester aus dem Bistum Köln (vgl. Blogeintrag von gestern) auf verschiedene Weise antworten.

1. Zum Beispiel so wie der Neu-Redakteur Kilian Martin  in seinem Kommentar für oder im Auftrag von katholisch.de:

In dem Katalog der sieben Forderungen, die nach Meinung der Priester in der Kirche endlich verwirklicht werden müssten, fänden sich, so Martin, kaum Antworten auf die Probleme, sondern weitgehend unzusammenhängende Vorschläge. Mit einer Reihe von Forderungen würden die Autoren schlechterdings Dauerbrenner der innerkirchlichen Debatte bedienen: Abschaffung des Zölibats, Zulassung von Frauen zur Weihe, ökumenische Abendmahlsgemeinschaft ... Was den Zölibat betrifft, so glaubt Martin mit einer "Stressstudie unter Seelsorgern" dagegenhalten zu können. Eine Forderung, die sich allein an 'die Kirchenleitungen' richte, verfehle im übrigen einen relevanten Teil der Zielgruppe.

Es ehre die Weihejubiläre, dass sie nach fünf sicher nicht immer leichten Jahrzehnten ... noch immer so viel Verve für das Wohl der Kirche aufbringen. Am Ende fehle jedoch den Autoren eben jener Geist des Konzils, den sie zu Beginn ihres Schreibens ins Gedächtnis rufen. ... Sie beschreiten mit ihren Forderungen altbekannte Pfade, die kaum den Anschein machen, wirklich zukunftsweisend zu sein. So weit die erlauchten Worte des Redakteurs.

Was kann man hieraus lernen? Man lernt zum Beispiel, wie ein Neu-Redakteur, in einer warmen Redaktionsstube sitzend, ein Grundanliegen sieben erfahrener Priester sehr von oben herab als rückwärtsgewandt apostrophiert und mit flinker Feder desavouiert. Martin outet sich letztlich selbst: Rückwärtsgewandt sind nicht die sieben Priester, sondern rückwärtsgewandt ist er selbst. Er schreibt wie ein 80-jähriger Kurial-Monsignore. 

Was das Thema "Dauerbrenner" betrifft: Warum hat die Kirchenleitung nicht längst zukunftsweisende Schritte unternommen? An wen sonst als an 'die Kirchenleitungen' sollten die Priester ihre Forderungen richten? Man redet von Erneuerung der Kirche und klammert sich an alte Strukturen, denn "die Kirche hat dies und das und im Grunde alles immer schon so gelehrt" ... Das Konzil, dessen Geist er bei den Autoren vermisst, kennt der junge Herr wohl nur vom Hörensagen.

Bleibt für mich die Frage: Welcher Sekte gehört der sich wie ein kleiner Monsignore gebärdende Redakteur an und von wem wird er protegiert?

2. Man kann aber auch so reagieren wie Johanna Heckeley, die sich die Mühe macht, eine Vielzahl von Initiativen zu sichten, die sich mit notwendigen Änderungen in der Kirche befassen. Sachlich, fundiert, ohne Häme, ohne Besserwisserei.

Allerdings muss sie konstatieren: Obwohl diese Initiativen und individuellen Vorstöße stets Diskussionen ausgelöst hätten, bewegt habe sich nicht viel.

















Mittwoch, 11. Januar 2017

Ein offener Brief

Elf Priester aus dem Weihejahrgang 1967 (!) nehmen in einem offenen Brief Stellung zur Situation in der Kirche.

-  Nach dem Zweiten Vatikanum hätten bei Kirchenmännern in Rom (Ratzinger-Papst) und im Bistum Köln (Meisner) die Ängste zugenommen: nämlich Ängste, man habe nicht mehr alles im Griff.

-  Neuere theologische Erkenntnisse über die Heilige Schrift seien nicht zum Allgemeingut der Christen geworden. Bedrückend sei für sie als Priester, dass die Frage nach Gott bei vielen Menschen kein Thema mehr sei.

-  Frauen würden in der Kirche noch immer an den Rand gedrängt. Es habe jedoch keinen Sinn, den Heiligen Geist ständig um Berufungen zu bitten und gleichzeitig alle Frauen von den Ämtern auszuschließen.

-  Die Teilnahme am Abendmahl stehe in der Verantwortung der getauften Christenmenschen.

-  Der Pflichtzölibat sei abzuschaffen. Verbunden mit dem 'Modell alleinstehender Mann' führe er immer wieder zu fruchtloser Vereinsamung und hilfloser Arbeitshetze.

Der Brief nennt genau die (im Grund selbst gemachten) Probleme, die in der Kirche dringend gelöst werden müssen. Ob sie Änderungen noch erleben werden, die elf Unterzeichner des offenen Briefes? 

Nur in einem Punkt möchte ich widersprechen: Die Frage nach Gott ist bei den Menschen immer noch ein Thema, vielleicht sogar mehr als je zuvor. Was abgelehnt wird, ist das von der Kirche transportierte anthropomorphe Gottesbild. Das ist längst obsolet geworden. Nicht abgelehnt wird hingegen ein innerer, intuitiver Zugang zu Gott.













Dienstag, 10. Januar 2017

Hau-Ruck!

Altbundespräsident Roman Herzog ist gestorben. Er war ein Glücksfall für Deutschland, hat die Dinge klar beim Namen genannt und mit seiner unvergessenen "Ruck-Rede" angemahnt, auf den immensen Reformstau zu reagieren. Ein Ruck müsse durch die Gesellschaft gehen, sagte er ...

Ein Ruck müsste auch durch die Parallelgesellschaft Kirche gehen, eine geistliche Herrschaft mit quasi mittelalterlichen Strukturen. Auch hier ist ein unübersehbarer Reformstau mit Händen zu greifen. Der Überbau hat sich verselbständigt, hat kaum mehr Kontakt zur Basis, nämlich der Gemeinschaft der steuerzahlenden Kirchenmitglieder. Die Vielzahl von Glaubenssätzen und Vorschriften müsste hinterfragt werden, Änderungen wären dringend notwendig.

Wo ist der Ruck? Hin und wieder ist zwar ein Rücklein erkennbar, der Papst hat der Kurialbürokratie mehrfach die Leviten gelesen, hat Fehlhaltungen beim Namen genannt und auf Änderungsbedarf hingewiesen. Durch den Papst selbst ist in gewisser Weise eine Art Ruck gegangen, aber er ist gespalten. Er möchte zwar Änderungen, wünscht sich ein aggiornamento, aber er schreckt immer wieder vor Entscheidungen, die diesen Namen verdienen, zurück, reiht sich in die Phalanx der allzeit Rechtgläubigen ein.

Ein Ruck müsste durch die Kirche gehen, wenn sie sich nicht immer mehr zu einer Gettokirche entwickeln will.











Montag, 9. Januar 2017

Ein Tweet des Papstes

Ein Tweet des Papstes, der seltsam anmutet:

"Die Jungfrau Maria helfe uns, Jesus auf dem Weg des Glaubens und der Nächstenliebe zu folgen, dem Weg, der durch unsere Taufe angelegt ist."

-  Warum "Jungfrau Maria" und nicht einfach "Maria" oder "Mutter Jesu"? Mani und die Leibfeindlichkeit des Manichäismus lassen grüßen?

-  Weg des Glaubens? Ist etwa das gemeint, was die Kirche "zu glauben vorstellt"? Wie dem auch sei, es ist eine der gewohnten Leerformeln.

-  Weg, durch Taufe angelegt? Wird durch die Taufe etwas angelegt? Ist gemeint, dass die Taufe des Säuglings ex opere operato wirkt? Ist nicht vielmehr die Entscheidung des Täuflings selbst gefragt?



















Sonntag, 8. Januar 2017

Was ist Gott?

Was ist Gott? So lautete die Frage, die in der SZ vom 6.1.2017 von 25 Menschen beantwortet wurde. Hier drei der Antworten, ohne Kommentar.

"Denken wir Liebe, Liebe schlechthin. Absolute, unbedingte Liebe, die unser Denken maßlos übersteigt. Das ist Gott. Und denken wir Wahrheit, absolute Wahrheit. Und Schönheit, unendlich herrlicher als alles Endliche, das schön ist. All das ist Gott. Er begegnet uns in Jesus. Er ist ein Du. Einer, dem ich begegnen kann und durch den ich beschenkt werde mit dem Unfassbaren: dass die absolute Schönheit, Wahrheit, Liebe zugleich Vater ist, mein Vater."


Stefan Oster, Bischof von Passau



"Gott? Ein tragischer Hokuspokus! Nee, ich buckle und winsle vor keinem, auch nicht vor einem Weltenhöchsten, den man als Angstmaschine in die Welt gezerrt hat. Ich will ein frei bestimmter Mensch sein, ich brauche keine Götter, ein cooler Humanismus reicht mir völlig. Humanisten schlachten nicht, erfinden keine Höllen, glauben kein einziges 'Wort Gottes'. Dafür lerne ich jeden Tag den Satz von Brecht auswendig: ' Das Schicksal des Menschen ist der Mensch.' "


Andreas Altmann, Buchautor aus Altötting




"Als Gott uns im Paradies die Früchte vom Baum der Erkenntnis verweigerte, verweigerte er uns damit auch die Erkenntnis, sich in seine göttliche Richtung zu entwickeln. Das Wort Gott ist für uns heute "Gott sei Dank" ein universeller Erlaubnisschein, all die Verbrechen zu begehen, die wir begehen. Egal ob es um Krieg, Umwelt, Medizin, Sexualität, Erziehung oder Ernährung geht. In "Gottes Namen" erlauben wir uns heute, "Teufel" zu sein. Ja, das sind wir. Teufel. Wir durften schon damals nicht die Erkenntnis haben, es zu ändern."


Hans Söllner, Liedermacher















Samstag, 7. Januar 2017

Nikolaus und Dorothee

Nikolaus von Flüe, Bruder Klaus genannt, Nationalheiliger der Schweiz, geboren vor 600 Jahren, ist längst heilig gesprochen. 

Ich kenne sein Leben nur in Umrissen, habe seine Vita nicht gelesen, man wird sicherlich gute Gründe für die Heiligsprechung gehabt haben. 

Nun erinnert man sich daran, dass er auch eine Frau gehabt hat, Mutter von zehn Kindern, die er (zwar nicht ohne ihre Zustimmung, aber eben doch) verlässt, um dem "Ruf Gottes" zu folgen. Es wäre ein Affront, wenn man den Vater von zehn Kindern, der die Familie verlässt, heilig spricht, ohne seine Frau Dorothee einzubeziehen, heißt es hier. Ohne Dorothee kein Bruder Klaus.

Ich will mich in keiner Weise über Nikolaus von der Flüe lustig machen, schon gar nicht über seine Frau. Was aber doch seltsam aufstößt, ist die Praxis der sogenannten Heiligsprechung. Hat nicht die Frau von Nikolaus mindestens ebenso viel "geleistet" wie ihr Mann, war sie nicht mindestens so fromm wie er, wo ist der Unterschied? Und doch: Er wurde kanonisiert, Dorothee kommt nun, wenn's gut geht, auch noch dran.

Eine gute Bekannte hat mir sinngemäß geschrieben: Hinter jedem großen Mann steckt eine starke Frau. Wie recht sie hat. 


















Freitag, 6. Januar 2017

Auf und nieder

"Macht man den Reformpapst Franziskus nieder", wird in einem Artikel gefragt. Der Papst sehe sich scharfer Opposition gegenüber, ja seine Rechtgläubigkeit werde in Frage gestellt. Der Beitrag klingt so, als ob die Lage sich zuspitzen würde, was ich mir gut vorstellen kann. Mitstreiter in der Kurie wird der Papst kaum finden, er kann schon froh sein, wenn das Triumvirat Ratzinger-Müller-Gänswein nicht etwa die Gegenseite mobilisiert. Oder wenn die "Viererbande der Dubia-Kardinäle" nicht weiterhin für Spaltung sorgt.

Hans Küng hatte ein Gespür für die Problematik. In seinem Buch über die Sieben Päpste charakterisiert er Franziskus nach drei Amtsjahren sehr positiv, doch er fragt immer wieder: Wird er es schaffen? Wird er es schaffen ...

Ich habe das Gefühl, der Papst wollte eine "Bewegung von unten" anstoßen: nicht nur durch ein synodales Leitungsmodell für die Kirche oder das Jahr der Barmherzigkeit, sondern auch durch seine seelsorgerischen "Aktivitäten". Noch steht er weitgehend allein auf weiter Flur, doch manche Amts- und Würdenträger scheinen ihn zu unterstützen: Kasper, vielleicht auch Marx, auf jeden Fall der emeritierte Küng. Das Gros der aktiven Bischöfe wurde allerdings von den reaktionären Päpsten aus Polen und Deutschland in einem langen Zeitraum von dreißig Jahren ernannt: eine überwiegend mediokre Schar von Amtsträgern, um mit Küng zu sprechen. 

Ich selbst stehe auf Seiten des Franziskus, des lebenden, noch nicht heilig gesprochenen, auch wenn ich sein permanentes Gerede von Sünde und Gott und Barmherzigkeit nicht mehr hören mag. Wenn er es nicht schafft, wenn er zu kurz springt, dann wird die Kirche sich ins Mittelalter katapultieren, dann wird sie endgültig zur Gettokirche werden.










Donnerstag, 5. Januar 2017

Immer wieder: Gott

"Gott, gebraucht als Wort unserer Objektsprache, und so wird es ja doch gerade gebraucht von den 'Frommen', trifft nicht Gott, sondern einen Ungott. Ich möchte mir hier die Vermutung Sören Kierkegaards zu eigen machen, dass Gott nicht der Gott der Frommen, sondern eher der Gott der Gottlosen sei. Welch ein gigantischer Atheismus formuliert sich doch in dem üblichen Sprechen von Gott!" ...
"Schon den Kindern werden Götzenbilder vorgezeichnet, die sie zeitlebens begleiten und sie in diesem Begleiten zu Atheisten machen."

[Rupert Lay. Zukunft ohne Religion]

Rupert Lay ist Jesuit, wie der Papst auch. Die sehr kritischen Formulierungen in seinen Büchern, oft Bestseller, kann ich gut nachvollziehen. Das permanente Reden des Papstes und seiner Kurialbürokraten von Gott und über Gott ist mir längst unerträglich geworden. Ahnen sie denn, was sie damit alles kaputt machen? Sie reden von Erneuerung und sollten bei der Sprache, bei ihrer eigenen "Spreche", anfangen.

Wittgenstein bringt's auf den Punkt: Wovon man nicht sprechen kann, soll man schweigen. Nur: Wer hält sich schon dran?
















Mittwoch, 4. Januar 2017

Gott - intellektuell

"Gott avanciert zum rein intellektuellen Prinzip, das jeden Kontakt mit der sinnlich erfahrbaren Wirklichkeit verloren hat - dafür gibt es ja Jesus, Maria & Co. Der Religionspsychologie William James hat das, was dann ... in den nächsten Jahrhunderten mit diesem Gott geschah, spöttisch auf den Punkt gebracht: Auf 'dem Weg reiner Logik' sei Gott zu einem 'metaphysischen Monstrum' geworden. Ausgehend von der aristotelischen Prämisse, Gott sei die erste Ursache, der unbewegte Beweger, habe die systematische Theologie ihn mit 'Vollkommenheitsprädikaten' überhäuft. Er sei nicht nur notwendig, sondern auch absolut, er sei einer und einzig, unveränderlich, grenzenlos, unermesslich, allgegenwärtig, ewig, allwissend und allmächtig. Aber letztlich sei das nichts als 'Wortklauberei', schimpft James, nicht mehr als 'eine absolut wertlose Erfindung de scholastischen Geistes', mit der sich in Hinsicht auf die praktischen Bedürfnisse der Menschen nicht das Geringste anfangen ließe."

[Carel van Schaik & Kai Michel: Das Tagebuch der Menschheit]











Kleine Perlen

Auf Twitter findet sich nicht nur Nonsens oder Belangloses, nein, hin und wieder stößt man auf kleine Perlen, zum Beispiel auf ein Zitat von Alfred Adler:

It is easier to fight for one's principles than to live up to them.

Es ist einfacher, für seine Prinzipien zu kämpfen als nach ihnen zu leben.

Das gilt selbstverständlich erst einmal für mich, es gilt aber auch für jene, die Zuwanderern die bayerische Lebensart, sprich: die sogenannten Grundwerte, aufs Auge drücken wollen, und es gilt, wie könnte es anders sein, für die hohen Kirchenbeamten.

Zudem wäre es ein schöner Vorsatz fürs Neue Jahr, wenn ich mir nicht vorgenommen hätte, mir nichts vorzunehmen. 

Nicht anders zu handeln als zu reden, das wär's.