Dienstag, 5. April 2016

Gänsweins Kritik

Katholische Verbände weisen die Kritik Gänsweins am Religionsunterricht zurück. Man teile zwar seine Einschätzung von mangelndem  Glaubenszeugnis und den "Leerstellen" in der Glaubensverkündigung, doch könne man nicht das Schulfach Religion für die Krise verantwortlich machen. "Die Hinführung zur Teilnahme am kirchlichen Leben ist nicht primär Aufgabe des Religionsunterrichts." [Fundstelle]

Gänsweins Kritik greift nicht aus zwei Gründen.

Zum einen werden grundlegende Einstellungen und Werthaltungen zuvörderst im Elternhaus vermittelt. Wenn dort kein ernsthaftes Interesse an religiösen Fragen vorhanden ist, kommt die Schule allemal zu spät. Schule kann zwar Wissen vermitteln und abfragen und abprüfen, doch werden erfahrungsgemäß Inhalte und vor allem Details mehr oder weniger schnell wieder vergessen. Schule hat die Aufgabe, mittels der verschiedenen Lerninhalte bildend zu wirken. Und gebildet ist nicht, wer möglichst viel weiß, sonst könnte man Google Bildung nicht absprechen.

Ein weiterer Punkt scheint mir in der Diskussion mit Gänswein mindestens so wichtig wie das eben Gesagte: Die Kirche selbst hatte über viele Jahrhunderte hinweg bildende Funktion, war im öffentlichen Leben dominant, hat die Menschen gegängelt und ihnen Vorschriften bis in Details ihres persönlichen Lebens hinein gemacht. Warum hat sie es nicht geschafft, in der Gesellschaft ein lebendiges Glaubensbewusstsein grundzulegen? 

Vielleicht ist es ja so, dass viele Menschen heute sehr wohl spirituelle Fragen haben und auf der "Suche" sind, dass aber die Kirche in ihrer aktuellen Erscheinungsform nicht überzeugen kann und vielfach (zum Beispiel mit ihren antiquierten Moralvorstellungen) eher abstoßend als anziehend wirkt. Ein Gegenbeispiel mögen lebendige Freikirchen sein, deren Mitglieder sich sehr aktiv am Gemeindeleben beteiligen und die nicht unwesentliche finanzielle Aufwendungen für ihre Kirchengemeinde auf sich nehmen.

Hierüber sollte Gänswein einmal nachdenken.









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