Donnerstag, 23. Februar 2017

Doppelleben ...

Der Papst prangert das "Doppelleben" an: anders zu reden als zu handeln. [hier]

"Doppelleben in allem: Ich bin sehr katholisch, gehe immer in die Messe, gehöre der und der Vereinigung an. Aber mein Leben ist nicht christlich, ich bezahle meine Angestellten nicht gerecht, ich nutze Menschen aus, betreibe dreckige Geschäfte, wasche Geld ...  Und viele Katholiken sind so, sind skandalös."

Viele Katholiken seien so, wie wahr, vielleicht sogar die meisten. Auch Katholiken, die im Vatikan, in der Kurie, sitzen, sind so. Sie predigen Barmherzigkeit, veranstalten ein heiliges Jahr der Barmherzigkeit, merken aber nicht oder wollen nicht wahrhaben, dass sie selbst in höchster Weise unbarmherzig sind. 

Man hat Sakramente definiert, sieht sich aber nicht in der Lage diese zu hinterfragen. Sie werden absolut gesetzt, werden wichtiger genommen als das gelebte Leben. Und die kirchliche Administration kommt sich dabei noch gut und rechtgläubig vor. 

Jesus hat anders gehandelt. Für ihn war der Sabbat zwar wichtig, der Mensch in seiner konkreten Situation aber hatte immer Vorrang.





















Sonntag, 19. Februar 2017

Besserwisser

Gänswein war bei Traunsteins Unternehmern. [Fundstelle]

Was macht er da? Er überbringt Grüße von Benedikt XVI. Eigentlich sind es Grüße vom Ex-Papst, denn Ratzinger hat, zumindest nominell, abgedankt. Sei's drum!

Und dann übt er Kritik "an einer übermäßig profitorientierten Wirtschaft, an den materialistischen, atheistischen und marxistischen Utopien und an den Medien." Mit verschwindenden Ausnahmen, so Gänswein, wollen die Medien nicht dem Auftrag der Kirche dienen. Punkt. 

Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. Die Medien wollen also nicht dem Auftrag der Kirche dienen. Das erinnert in fataler Weise an einen gewissen Donald Trump. Vielleicht sollte Gänswein mal bayerische Regionalzeitungen studieren, dann würde er sehen, was da alles über Kirche und ihre Veranstaltungen drin steht. In welcher Welt und wovon lebt der Mann denn? Vielleicht lebt er sogar von Kirchensteuern, die u.a. von einer profitorientierten Wirtschaft stammen?






















Samstag, 18. Februar 2017

Wer liebt wen?

Der Papst meint es gut, schlägt als spirtuelle Übung vor, man solle immer wieder sagen: Gott liebt mich, Gott liebt mich, ... God loves me ...
[Fundstelle]

Doch der Papst irrt. Wenn ich das Mantra auch tausendmal oder zehntausendmal wiederhole, so wird das nichts ändern. Er müsste die Menschen lehren, sich erst einmal selbst zu lieben. Nur wer sich selbst wirklich liebt, wird auch glauben können, dass ein anderer - und sei es Gott! - ihn liebt. Sonst wird er entnervt aufgeben, und alles ist schlechter als zuvor.

Warum sich selber lieben? Damit ich meinen "Nächsten" lieben kann. Liebe deinen Nächsten wie dich selbst, sagt Jesus.











Sonntag, 12. Februar 2017

Die Versucher


Alle, welche dich suchen, versuchen dich.
Und die, so dich finden, binden dich
an Bild und Gebärde.

Ich aber will dich begreifen
wie dich die Erde begreift;
mit meinem Reifen
reift
dein Reich.

Ich will von dir keine Eitelkeit,
die dich beweist.

Ich weiß, dass die Zeit
anders heißt
als du.

Tu mir kein Wunder zulieb.
Gib deinen Gesetzen recht,
die von Geschlecht zu Geschlecht
sichtbarer sind.

Rainer Maria Rilke


Der Dichter bringt das Problem der "Gottsucher", vor allem derjenigen in den Kirchen, auf den Punkt. Was sie finden, binden sie an Riten, Dogmen und Vorschriften, sperren es in Tabernakel und Kirchenbauten ein. Und heischen Wunder.








Donnerstag, 9. Februar 2017

Ad orientem - und alles ist gut

Gejammert wird immer, besonders gern bei den (sit venia verbo) Rechtskatholiken. Das Zweite Vatikanische Konzil ist an allem Schuld! Wie könnte es anders sein? Hierzu ein lesenswerter Artikel auf katholisch.de

Weder die kirchlichen Moralvorstellungen noch die damit verbundenen weiblichen und männlichen Rollenbilder hätten ihre Prägekraft bewahrt, sagt man. Entkirchlichung der Gesellschaft? Zwischen Moderne und Religion existiere ein Spannungsverhältnis ... Die Kirche gerate mit ihren Angeboten unter Konkurrenzdruck. Die Zeit der Volkskirche sei vorbei. 

Dem Leser stellen sich nicht nur die Haare auf, sondern auch verschiedene Fragen: Hatten die kirchlichen Moralvorstellungen jemals eine Prägekraft? Muss die Kirche Angebote machen? Muss die Kirche überleben - notfalls, um mit Rupert Lay zu sprechen, als Gettokirche? Was hat es mit der sogenannten Entkirchlichung der Gesellschaft auf sich?

Geht es nicht darum, die Botschaft Jesu wahrzunehmen? Das kann man gut auch ohne kirchliche Parallelgesellschaft. Dazu braucht man nicht unbedingt Großveranstaltungen oder andere Events, denn so etwas läuft im wesentlichen auf der Unterhaltungsschiene und geht dann im allgemeinen Tohuwabohu unter. Was die Kirche endlich lernen müsste: Sie kann von Gott nicht mehr mit Bildern aus der Zeit von Nomadenvölkern sprechen, sie müsste endlich die Lebenswelt der Menschen wirklich wahrnehmen. Nicht nur negativ besetzt, sondern in einem wirklich positiven Sinn.

Was die Kirche vor allem lernen muss: Sie muss so handeln, wie sie predigt, sonst bleibt sie weiterhin unglaubwürdig. Wenn sie allerdings das täte, was sie verkündigt (zum Beispiel: Barmherzigkeit), dann würde sie bemerken, dass die große Kircheninstitution nicht mehr nötig ist, weil zum Beispiel niemand mehr ein wie auch immer geartetes "Kirchenrecht" durchsetzen müsste.

Und hier wird nun ein Dilemma sichtbar. Wenn die Kirche weiterhin nicht so handelt, wie sie redet, dann wird sie erst recht überflüssig, weil dann immer mehr Menschen austreten werden.

Fazit: Die Zeit der großen "Volkskirche" ist mehr und mehr vorbei.















Sonntag, 5. Februar 2017

Rechtskatholiken

Die Rechtskatholiken machen mobil. In Rom sind papstkritische Plakate aufgetaucht. So ist hier zu lesen. "Wo bleibt deine Barmherzigkeit?", fragen sie den Papst ...

Wenn wegen der in dem Artikel genannten Lächerlichkeiten schon derart infamer Protest auftaucht, was wäre dann los, wenn der Papst das verwirklichen würde, was ich von ihm fordere:

Aufhebung des Zölibats,
Frauenordination,
Beenden des Abendmahlsstreits
Aktualisierung des Sakramentenverständnisses.

Dann gäbe es vermutlich im Vatikan eine Palastrevolution, und er müsste gar um sein Leben fürchten.








Freitag, 3. Februar 2017

Aufforderung zu Reformen

Der Papst fordert katholische Orden zu Reformen auf, heißt es hier.
Orden, die sich ausschließlich auf das eigene Überleben konzentrierten, würden reaktionär und ängstlich, eine solche Haltung führe dazu, dass wir uns langsam und lautlos in unseren Voreingenommenheiten verbarrikadieren. Es dürfe nicht zuerst darum gehen, Räume, Gebäude oder Strukturen zu bewahren ...

Schöne Worte, wahre Worte des Kirchenoberhauptes.

Nur: Warum sagt der Papst das zu den Orden und nicht zuvörderst zu sich und seiner Kirchenleitung? Die Kirche selbst ist es doch, die reaktionär sich in Voreingenommenheiten (sprich: Tradition und Orthodoxie) verbarrikadiert und die ängstlich darauf achtet, ihre alten Strukturen zu bewahren.

Reformen wären nötig: 
-  Der Zölibat muss abgeschafft werden.
-  Die Ordination von Frauen ist überfällig.
-  Das Sarkamentenverständnis ist neu zu klären und zu aktualisieren.
-  Der Abendmahlsfrage ist zu lösen.
-  Die Einheit mit den Protestanten ist wiederherzustellen ...

Seltsam, dass die Kirchenleitung immer nur bei anderen sieht, was zu tun ist, sich selbst aber außen vor lässt. Nein, nicht seltsam. Das war schon immer so.