Freitag, 8. April 2016

Liebesfreuden oder Freudenliebe?

Lang und heftig hat er gekreißt, der Berg, und hervorgehüpft ist eine Maus, nein, keine Maus, sondern das 200-Seiten lange Opus des Papstes: Amoris Laetitia. Sic!

Um es kurz zu machen: Gelesen habe ich das Papier (noch) nicht, das überlasse ich zunächst mal denen, die dafür bezahlt werden. Aber eine der wichtigsten Empfehlungen des Oberhirten befolgen meine Frau und ich schon seit langem: Der Kuss am Morgen, der bringt's! Ich weiß es, und der Papst wird wissen, wovon er spricht.

Und all das übrige? Das findet sich überall im Netz, zum Beispiel hier, und die schönsten Zitate auch auf Twitter: "Moralische Gesetze nicht als Felsblöcke auf das Leben von Menschen werfen." Ist doch schön, nicht?

Halt. Da war doch noch was. Ach ja: Die einen sind enttäuscht von dem Lehrschreiben, andere loben es über den Schellenkönig. Ich gehöre zu den ersteren, ich hatte im Grunde etwas anderes erwartet ... Mir kommt es vor, wie wenn einer beim Weitsprung einen Anlauf von 1 km nimmt und dann 1 m weit springt.

Ich hatte einen großen Wurf erwartet, eine wirkliche Zäsur, die mit dem kleinlichen Gezänk um Dogmen hin und Tradition her endlich Schluss macht. Aber der Papst, so charismatisch und frei er insgesamt auftritt und wirkt, ist im Grunde auch Gefangener seiner Kirche und ihrer 2000-jährigen Geschichte, will sagen ihrer zementierten Tradition.

Solange nicht wirklich realisiert wird, dass Christentum nicht in erster Linie aus richtigen Kenntnissen über den historischen Jesus besteht, sondern in der Beziehung zum lebendigen Christus (Marcus J. Borg), so lange man geschriebene Lehrerzählungen höher stellt als das gelebte Leben, so lange man nicht sieht, dass die Evangelien die Erfahrung und die Glaubensinhalte der frühen Kirche wiedergeben und keine wörtliche Aufzeichnung der "Lehre Jesu" sind, so lange wird sich an der Haltung des Kolosses Kirche nichts Grundlegendes ändern. Die drei Bremser: Ratzinger und Gänswein und Müller werden schon dafür sorgen. Punkt.

Nachtrag.
Eine Dame, Leserin meines Blogs, hat mir geschrieben: Die Kirche von UNTEN muss zum Umdenken gebracht werden, dann stürzt die von OBEN wie von selbst zusammen. Sichtbarer Erfolg: In der Basilika in Altötting sagte ein Pfarrer, dass er beschlossen hat, zu heiraten. Die Anwesenden klatschten Beifall.

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