Mittwoch, 20. April 2016

Benedikt XVI wird 89

Der Ratzinger-Papst hat Geburtstag, und er wird allenthalben sehr gefeiert. Das gibt mir Anlass zu überlegen, warum ich persönlich von ihm nicht überzeugt bin. Ganz "auf die Schnelle" fällt mir ein:

Ratzinger hat in seiner Tätigkeit als oberster Glaubenshüter dem Benediktiner und Zen-Meister Willigis Jäger alle öffentliche Wirksamkeit untersagt, weil dieser die Katechismusformulierungen auf dem Hintergrund seiner mystischen Erfahrungen verkünde und die Menschen dadurch irritiert sein könnten.

Als Papst hat er der Kirche seinen Professorenstil vorgelebt und in gewisser Weise aufgedrückt. Seine  "Regensburger Rede" beispielsweise kann man nur als höchst unglücklich bezeichnen. So kann er als Professor, nicht aber als Papst sprechen.

Die immensen Kosten für den Deutschland-Besuch Benedikts wurden damit gerechtfertigt, dass von ihm neue pastorale Impulse zu erwarten seien. Welches waren seine Impulse? Ich erinnere mich (Zitat aus dem Gedächtnis) nur an einen einzigen Ausruf: Geht doch am Sonntag in die Kirche, das gibt eurer Woche eine Mitte! Das ist Verkündigung im Stil einer Kindergartenkatechese.

Ratzinger war als Chef der Glaubensbehörde wohl ein guter Buchhalter, ein guter "Chef" als Papst war er nach meinem Eindruck nicht. Er hat wohl, so sagt man, schöne, theologisch fundierte Bücher geschrieben, die man nun wissenschaftlich auswerten will. Ja. Aber den "Geist" hat er nicht verkörpert. Es werden im Grunde immer die gleichen Inhalte mit anderen Worten wiederholt.

Ratzinger ist von seinem Papstamt zurückgetreten. Warum kann oder will er dann nicht auf seine weißen Gewänder verzichten? Das Papstamt ist nur ein Amt, jedenfalls nichts Substanzielles. Ich habe fast den Eindruck, er sieht sich in einer Art Wächterfunktion gegenüber seinem Nachfolger, und ich würde ihn sogar zu den "Bremsern" im Vatikan rechnen.

Verba docent, exempla trahunt. Dieser Satz fällt mir ein, wenn ich Ratzinger mit Bergoglio vergleiche. Jener mag ein guter Dozent gewesen sein, der Neue hingegen ist in der Lage, die Menschen zu begeistern und mitzureißen. Der Ratsvorsitzende der EKD, Bedford-Strohm, beispielsweise ist von Franziskus jetzt schon begeistert, auch wenn er ihm erst in ein paar Tagen persönlich begegnen wird.

Nachtrag am 26.April
"Die päpstliche Autorität, Infallibilität, Unfehlbarkeit ... war auf Dauer erschüttert, was sich bestätigte durch das unbegreifliche Fehlverhalten von Papst Benedikt XVI. gegenüber den evangelischen Kirchen, gegenüber den Muslimen und Juden, den Indios und auch den Millionen HIV/Aids-Infizierten in Afrika und schließlich gegenüber den reaktionären Pius-Brüdern." [Hans Küng. Was ich glaube]











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