Samstag, 9. April 2016

Schöne Worte zur Ehe

Familienbischof Koch hat sich zum Lehrschreiben des Papstes Amoris Laetitia in einem Interview geäußert. [Fundstelle]

Er spricht von der Größe und Würde der kirchlichen Berufung von Ehe und Familie, die Ehe sei aus katholischer Sicht mehr als eine Lebensform, sondern eine heilige Wirklichkeit. Was die Frage des Kommunionempfangs für die wiederverheirateten Geschiedenen betrifft, sei der päpstliche Text "weder ein Freifahrtschein noch ein totales Verbot". Es werde hier ein "Stück Weg" eröffnet. Zu denken gebe die Frage des Papstes, ob die katholische Kirche in der Verkündigung nicht auch manches Belastende eingebracht habe, was den Menschen das Leben schwer gemacht habe. Usw. usf.

Schöne, gewählte Worte. Bleibt die Frage, was sie bedeuten.

Zum Beispiel: Ehe als kirchliche Berufung. Was soll das konkret heißen? Ist das nur eine Leerformel oder maßt die Kirche als Institution sich hier etwas an, das ihr gar nicht zusteht? Ehe kann als Berufung gesehen werden, ja, aber inwiefern ist sie eine "kirchliche Berufung"? Oder: Ehe als heilige Wirklichkeit. Geht es hier um Verdinglichung? Möglicherweise nicht, denn Ehe ist eine heilige Wirklichkeit, aber sie ist es nicht mehr und nicht weniger, wie auch andere Wirklichkeiten heilig sind. Um mit Leonardo Boff zu sprechen: Alle Wirklichkeit ist heilig.

Zur Frage des Kommunionempfangs für die Wiederverheirateten sei der Text des Papstes "weder ein Freifahrtschein noch ein totales Verbot". Was soll hier die Vokabel "Freifahrtschein"? Im Grunde ist es eine gewaltige Watschn für alle Betroffenen. So redet man, wenn man Menschen grundsätzlich unlautere Beweggründe unterstellt. Was für ein Menschenbild hat der Herr Familienbischof denn?

Und dann die rhetorische Frage, was die Kirche an Belastendem eingebracht habe. Das ist eine mehr als milde Formulierung für das viele Leid, das von der Kirche in all den Jahrhunderten ausgegangen ist. Ich muss gar nicht erst an die Inquisition erinnern, es genügt, wenn ich an meine lang verstorbene Großtante denke. Sie, damals schon eine alte Dame, sagte einmal, wie sehr sie und ihr Mann unter der kirchlichen Weisung gelitten hätten, dass "eheliches Beisammensein" nur mit der Intention des Kinderkriegens erlaubt sei. Sie war eine fromme Katholikin.

Schämt euch, ihr hohen Würdenträger, die ihr über Ehe und Familie fabuliert, eine Lebensform, die ihr nur vom Anschauen, aber nicht aus der Praxis kennt. 









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