Donnerstag, 30. Juni 2016

Einmal Papst - immer Papst?

Gänswein hat wieder mal fabuliert: Es gebe zwar nur einen Papst, "de facto aber ein erweitertes Amt - mit einem aktiven und einem kontemplativen Teilhaber". Benedikt habe zwar seinen  Stuhl geräumt, doch den Petrusdienst mit seinem Rücktritt nicht verlassen. Er habe das "personale Amt stattdessen ergänzt um eine kollegiale und synodale Dimension, als einen quasi gemeinsamen Dienst."
Nachzulesen hier.

Was soll denn das? Das ist ja so, als ob der Altbürgermeister im Rathaus noch ein Zimmerchen behält, seine Amtsinsignien noch trägt, schlaue Texte verfasst und sich von Zeit zu Zeit feiern lässt. 

Ratzinger hat auf sein Papstamt verzichtet, er sollte endlich auch sein weißes Übergewand ablegen und klipp und klar den Vatikan verlassen. Küng geht noch weiter und sagt, Ratzinger solle sich in seine bayerische Heimat zurückziehen. Gänswein, in Diensten nunmehr zweier Päpste, kann nicht so daherreden, ohne dass Gedanken dieser Art auch im Kopf Ratzingers umherschwirren. Zumindest eine verdinglichte Sicht des Papstamtes dürfte bei ihm virulent sein, so als ob er noch immer Stellvertreter Christi oder gar Gottes wäre - falls er es denn je gewesen sein sollte.

Franziskus hat dem Spuk schnell ein Ende gemacht und unmissverständlich festgestellt: Es gibt nur einen Papst. Der Altpapst hingegen hat sich nicht geäußert.

Ratzinger selbst wird sein Verhalten wohl nicht als übergriffig empfinden. Wahrscheinlich ist es ihm nur noch nicht gelungen, wirklich loszulassen. 












Mittwoch, 22. Juni 2016

Kirche in Not?

Die deutschen Bistümer haben Besitztümer für viele Milliarden Euro angehäuft, am reichsten ist das Bistum München mit einem Vermögen von mehr als fünf Milliarden Euro. Vermutlich ist hier auch das 10 Millionen teure Gästehaus in Rom mit enthalten.

In den Nachrichten und auch unter BR-Religion wird mitgeteilt, dass die Kirchensteuereinnahmen trotz sinkender Mitgliederzahl noch nie so hoch waren wie im letzten Jahr.

Der geneigte Leser fragt sich, wie das alles mit  folgendem zusammenpasst: Jesus hatte eine Gruppe seiner Anhänger ausgesandt, um zu predigen und zu heilen. Sie sollten aber kein Geld mitnehmen, hat er ihnen aufgetragen.

Die Kirche hat dies, nämlich den Verzicht auf Geld oder gar auf Reichtümer nicht zu einem Dogma gemacht, sie hat sich lieber auf Sexualität kapriziert und will sogar vorschreiben, wie die Menschen ihre Ehe zu leben haben. Etwa, weil das Geld sie und ihre Würdenträger selbst betroffen hätte, die Moralvorschriften hingegen überwiegend die "anderen"?

Fast gleichzeitig ist auf katholisch.de ein Spendenaufruf von "Kirche in Not" zu finden.

Ich weiß, ich weiß, das kirchliche Vermögen ist in vielerlei Formen angelegt, nicht alles wäre ohne weiteres zu veräußern. Aber die Frage muss erlaubt sein, warum man bei Spendenprojekten nicht zuerst mit eigenen Beiträgen vorangeht.








Montag, 20. Juni 2016

Unauflöslichkeit?

Kaum hat der Papst gesprochen und darauf hingewiesen, dass er den größten Teil der Ehen für ungültig hält (vgl. Blogeintrag vom 17. Juni), melden sich Bischöfe zu Wort, so zum Beispiel Bischof Schick.

Man solle nicht übereilt heiraten, meint der Kirchenmann in Übereinstimmung mit dem Papst, eine Schwangerschaft allein sei kein Grund, sich auf eine Ehe einzulassen. Sehr viel mehr hat er nicht zu sagen. Fundstelle Sorry, das ist gut gemeint, wirkt aber reichlich unbeholfen.

Dabei gäbe es hier sehr viel zu sagen, Hans Küng etwa hat sich kompetent und unmissverständlich geäußert:

Die Schrift kennt keine Unauflöslichkeit der Ehe, sagt er. Erst seit Augustinus gelte das Postulat der Unauflöslichkeit. Barmherzigkeit dürfe nicht zur späteren Milderung einer unbarmherzigen Sakramentenpraxis degenerieren. Eine Lösung sei nur akzeptabel, wenn aus ihrem Kern das Gift der Demütigung verschwindet.

Jesus habe nicht einen Gesetzespragraphen ausgesprochen, sondern ein Zielgebot formuliert.

"Angesichts der heutigen Not von Millionen Menschen in aller Welt, die, obwohl Kirchenmitglieder, am sakramentalen Leben nicht teilnehmen können, hilft es wenig, ein römisches Dokument nach dem anderen zu zitieren, ohne aber die entscheidende Frage überzeugend zu beantworten, warum gerade für dieses Versagen eine Vergebung nicht möglich sein soll."

[Hans Küng. Sieben Päpste. S. 343 ff]

Sehr einfach hat es sich hingegen der Chefideologe des Vatikans, Müller, gemacht, der auf die Frage nach dem Kommunionempfang für wiederverheirate Geschiedene nur die zynische Äußerung parat hatte: Verpflichtend sei nur der Gottesdienstbesuch, nicht aber der Kommunionempfang.








                                   

Freitag, 17. Juni 2016

Ungültige Ehen

Der größte Teil der kirchlich geschlossenen Ehen sei ungültig, sagte der Papst, weil die Eheleute sich bei der Trauung über die Tragweite dessen, was sie sich versprechen (gemeint sind Unauflöslichkeit und eingegangene Verpflichtung) nicht bewusst sind. [Fundstelle]

Schön und gut. Nur: Was heißt hier "kirchlich geschlossene Ehe"? Die Kirche kann allenfalls den Eheleuten einen Segen zusprechen, das sogenannte Sakrament spenden die Eheleute auch nach kirchlichem Verständnis sich selbst.

Und zum anderen: Wenn das, was der Papst für die Ehe sagt, richtig ist, dann muss das auch für die Priester gelten. Auch sie sind sich bei der Priesterweihe letztlich der Tragweite dessen, was sie versprechen und auf sich nehmen - Stichwort Zölibat - nicht im vollen Umfang bewusst.

Auch der Täufling kann die Tragweite dessen, was mit ihm geschieht und war er und/oder seine Taufpaten geloben, nicht einschätzen.

Fazit: Das Sakramentenverständnis ist dringend zu überdenken.

Der Papst geht mit seinem Vorstoß in die richtige Richtung. Die verdinglichte und allzu rigorose Auffassung vom Wesen der Sakramente muss korrigiert werden.










Donnerstag, 16. Juni 2016

Generation Y

Mit "Warum junge Leute Beichte und Anbetung mögen" ist ein Artikel auf katholisch.de überschrieben. Auch vom Wunsch nach "Mundkommunion" wird gesprochen. Das alles sei, so der Kommentator, wohl Ausdruck einer Sehnsucht nach Beheimatung.

Dass dies alles, sofern richtig beobachtet, Ausdruck einer Sehnsucht sein mag, kann ich mir durchaus vorstellen. Aber sicherlich geht es im Innersten nicht um Sehnsucht nach Beheimatung. 

Die jungen Menschen suchen etwas, was die Amtskirche ihnen nicht geben kann: Sie suchen nach Menschen mit authentischer Gotteserfahrung, so wie sie beispielsweise Hugo Enomiya-Lassalle oder Willigis Jäger hatten oder haben. Sie suchen nach einem Weg zu dieser Grunderfahrung. Doch statt dessen bekommen sie von der Kirche die gewohnten Interpretationen liturgischer Texte, sie bekommen Ermahnungen und Vorschriften hinsichtlich Liebe und Ehe und Lehrschreiben über Hierarchie und Charisma, usw. usf.

Statt Brot werden ihnen Steine angeboten ...




Mittwoch, 15. Juni 2016

Verjüngung?

Iuvenescit Ecclesia. Iuvenescit Ecclesia?

Der oberste Chef der Glaubensbehörde im Vatikan, Kardinal Müller, hat ein 30-seitiges Schreiben "Iuvenescit Ecclesia" - Die Kirche verjüngt sich - veröffentlicht zum Verhältnis Hierarchie und Charisma. Es sei ein Leitfaden für die Bischöfe zum Umgang mit charismatischen Bewegungen und soll helfen, gegen sektiererische Tendenzen vorzugehen. Damit nicht etwa eine "Parallelgemeinschaft" zum kirchlichen Leben entstehe.

Der übliche schwer erträgliche Theologensprech mit vielen schönen Worten und Zitaten aus dem Neuen Testament. Hinter den vielen Zeilen versteckt sich gewissermaßen die Aufforderung zum Gehorsam. Aufgabe der Amtsträger in der Kirche sei es, über die rechte Ausübung der anderen Charismen zu wachen. Auch die hierarchischen Gaben, die mit dem Weihesakrament verliehen werden, seien Charismen.

Fundstellen: radiovticana und katholisch.de

Hough, Müller, wie er leibt und lebt, hat gesprochen und die Rangordnung wieder einmal geklärt.
Verjüngung ja, aber nur in dem von der Hierarchie zugelassenen Rahmen. Erst kürzlich hat er das Lehramt der Theologen der Hierarchie untertan gemacht, jetzt sind es die Charismen. Werden als nächste die Frauen folgen?

Warten wir also ab, wie es mit der Verjüngung weitergeht. Der Heilige Geist lässt sich nicht domestizieren, auch nicht vom Heiligen Offizium.










Dienstag, 14. Juni 2016

Das Trio

Hans Küng über Ratzinger, Gänswein und Müller:

Ich warne "vor einem Schattenpapst, der zwar abgedankt und seinem Nachfolger 'absoluten Gehorsam' versprochen hat, aber indirekt weiter Einfluss nehmen kann und will. Denn dass er vorher noch rechtzeitig seinen Sekretär, zum Unwillen vieler Kurialen, zum Erzbischof geweiht und ihn zu guter Letzt sogar noch zum Präfekten des Apostolischen Palastes mit weitreichenden Vollmachten ernannt hat, finde ich für die Zukunft beunruhigend. Dies erscheint auch in der Kurie manchen als Nepotismus neuer Art. Aber noch mehr beunruhigt viele die Ernennung des reaktionären Bischofs von Regensburg und Herausgebers seines theologischen Nachlasses, Gerhard Ludwig Müller, zum Chef der Glaubenskongregation."

[Hans Küng. Sieben Päpste. 2015]










Montag, 13. Juni 2016

Wir sind ein Teil der Erde

"Wir sind ein Teil der Erde, und sie ist ein  Teil von uns.
Die duftenden Blumen sind unsere Schwestern, die Rehe, das Pferd, der große Adler - sind unsere Brüder. Die felsigen Höhen, die saftigen Wiesen, die Körperwärme der Ponys - und des Menschen - sie alle gehören zur gleichen Familie."

[Wir sind ein Teil der Erde. Die Rede des Häuptlings Seattle an den Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika im Jahre 1855]

Wann hätte man von einem der Kirchenfürsten solche Worte gehört? Fehlanzeige.





Sonntag, 12. Juni 2016

Marcus J. Borg

"I learned from my professors and the readings they assigned that Jesus almost certainly was not born of a virgin, did not think of himself as the Son of God, and did not see his purpose as dying for the sins of the world. ...
I also found the claim that Jesus and Christianity were the only way of salvation to be troublesome."

[Marcus J. Borg. The God we never knew. 1997]

Ich lernte von meinen Professoren und aus der Lektüre, die sie empfahlen, dass Jesus fast mit Gewissheit nicht von einer Jungfrau geboren wurde, dass er sich nicht für den Sohn Gottes hielt und dass er seine Aufgabe nicht darin sah, für die Sünden der Welt zu sterben ...
Auch hielt ich den Anspruch, Jesus und das Christentum seien der einzige Weg zum Heil, für bedenklich.








Samstag, 11. Juni 2016

Verhängnisvolles Erbe

"Wojtyla ist zusammen mit seinem deutschen Chefideologen Kardinal Ratzinger verantwortlich für den in unseren Tagen sichtbaren Niedergang der katholischen Kirche. Er konnte die Mehrheit der Katholiken in den entwickelten Ländern von seinen rigoristischen Moralpositionen nicht überzeugen. Wohl aber vermochte er durch eine autoritäre Personalpolitik und die Ernennung vatikankonformer, oft unfähiger, ja moralisch zweifelhafter Bischöfe, einen servilen Episkopat und zunehmend totalitäre Kirchenstrukturen zu schaffen, die keinen Dissens und keine Opposition zulassen wollen. Wojtyla ist durch seine Abschaffung der von Paul VI. eingeführten einfachen Dispenspraxis vom Zölibat und durch die weltweite systematische Vertuschung der massiven sexuellen Übergriffe im Klerus verantwortlich für den katastrophalen Vertrauensverfall der katholischen Kirche und, besonders in den fortgeschrittenen Demokratien des Westens, für den Auszug Hunderttausender aus der katholischen Kirche und der inneren Emigration von Millionen."

[Hans Küng. Sieben Päpste. 2015]








Freitag, 10. Juni 2016

Ehe und Familie?

Ein Mann und eine Frau wollen heiraten. Er ist verwitwet, sie ist geschieden. Eine "kirchliche" Eheschließung ist also ausgeschlossen. 

Beide sind gläubige Kirchenmitglieder. Sie haben den Wunsch, nach der standesamtlichen Trauung zusammen mit ihren zwanzig geladenen Gästen in der nahe gelegenen Pfarrkirche eine kurze Besinnung zu halten, ein paar persönliche Segenswünsche sollen u.a. vorgetragen werden. Die Mitwirkung eines Geistlichen ist nicht geplant.

Ein Vorgespräch mit dem Stadtpfarrer ist wenig erfreulich: Alles was in irgendeiner Weise nach kirchlicher Trauung aussieht, sei in dem genannten Fall in der Kirche nicht möglich. Klar, denn durch die Heirat werden sie beide exkommuniziert. Die Exkommunikation wird von niemand ausgesprochen, sondern sie exkommunizieren sich schlichtweg selbst. So geht die Perfidie des Kirchenrechts. Ob der Pfarrer schon was vom Jahr der Barmherzigkeit gehört hat? Vielleicht. Aber das Kirchenrecht geht allemal vor.

Dabei ist "Ehe und Familie" momentan das große Thema des Papstes, zwei Bischofssynoden haben dazu stattgefunden, Das Ergebnis wurde unter dem Titel "Amoris Laetitia" veröffentlicht.

Amoris laetitia, die Freude der Liebe? Ja, aber nur für jene, die genau in die dogmatische Struktur hineinpassen. 

Der Regensburger Bischof Voderholzer unterstütze eine Bürgerinitiative "Vater, Mutter und Kind", die die Begriffe Ehe und Familie im europäischen Recht schützen will, heißt es auf katholisch.de, dem offiziösen Internetportal des deutschen Katholizismus. Er sehe darin eine gute Möglichkeit, zentrale Aspekte des päpstlichen Schreibens "Amoris laetitia" rechtlich durchzusetzen.

Aha. Durchsetzen will man. Wieder einmal. Und zwar eine kirchliche Doktrin. Nein, meine Herren, so geht das heute nicht mehr, die geistliche Oberherrschaft ist vorbei. Aus und vorbei.











Donnerstag, 9. Juni 2016

Der rechte Glauben

Wer den rechten Glauben hat, ist in der römisch-katholischen Kirche seit langem klar. Das gilt nur für sie selbst.

Die "anderen" leben im Schisma, wie etwa die Protestanten, denen Ratzinger nicht einmal den Status "Kirche" zuerkannt hat.

Im Schisma leben auch viele Ostkirchen. Die russische zum Beispiel. Andere sind mit Rom uniert. Die vielen orthodoxen Kirchen verstehen sich als Einheit, sie umfassen ca. 300 Millionen Gläubige, sind damit die drittgrößte christliche Gemeinschaft.

Und nun kommt aus dem Bereich der Orthodoxie die Feststellung, die katholische Kirche sei nicht Kirche im eigentlichen Sinn. Der Heilige Synod der griechisch-orthodoxen Kirche hat das Urteil gesprochen: Was nicht orthodox ist, ist eine Sekte. [Fundstelle]

Das dürfte noch stärker am Fundament des römischen Katholizismus rütteln als etwa die Frage der Frauenordination.







Mittwoch, 8. Juni 2016

Mehr als Denken

"Es ist schwierig, einem anderen klar zu machen, was ich immer wieder erfahren habe: dass unsere wahre Existenz und wirkliche Identität viel umfassender sind als unser kleines Ich-Bewusstsein und dass dieses 'Ich' nur ein Organisationszentrum ist für ein viel größeres Bewusstsein. Man erwacht plötzlich und findet sich mitten unter anderen Menschen in einer anderen Welt, in einer viel klareren und bedeutsameren Welt. Dinge und Menschen haben sich nicht geändert und sind doch anders. Die Erfahrung ist manchmal kurz, manchmal länger. Sie geht und kommt, aber sie hinterlässt eine tiefe Gewissheit: Leben ist mehr als Denken. Denken ist eine kostbare Gabe, aber sie grenzt auch ein."

[Willigis Jäger. Finde deinen inneren Weg]







Dienstag, 7. Juni 2016

Die Feier

"Welche Kraft würde davon ausgehen, wenn alle Christen zu sich sagten: 'Ich bin mit den anderen zusammen die Kirche.' ...
Jetzt fange ich an.
Jetzt suche ich eine Gemeinschaft.
Ich will nicht mehr allein sein.
Ich will mit den anderen zusammen meinen Weg suchen.
Mein Leben mit ihnen leben. 
...
Wir wollen die Eucharistie feiern, wie die ersten Christen. 
..."

[Carlo Carretto. Denn du bist mein Vater]

Vor allem der letzte zitierte Satz ist es, der mich angesprochen hat. Denn Ähnliches habe ich mir schon oft gedacht: Was spricht dagegen, die Eucharistie gemeinsam in der Familie zu feiern? Nach der Mahlzeit zum Beispiel ein Stück Brot zu nehmen, es stückweise auszuteilen und zu sagen: Das ist ein Zeichen der Gegenwart Jesu Christi? Und dann nochmals etwas Wein einzuschenken und gemeinsam zu trinken: Das ist ein Zeichen der Gegenwart Jesu Christi? 

Jesus Christus wäre da nicht weniger gegenwärtig als beim sogenannten Gottesdienst in der Kirche. Denn Jesus hat gesagt: Wo zwei oder drei in meinem Namen zusammen sind, bin ich mitten unter ihnen. Und beim letzten gemeinsamen Mahl mit seinen Freunden hat er gesagt: Tut dies zu meinem Gedächtnis. 

Er hat nicht gesagt: Legt einander die Hände auf, umgebt euch mit einem weihevollen Amt und verwandelt dann Brot und Wein in meinen Leib und in mein Blut. So magisch-verdinglicht hat er das mit Sicherheit nicht gemeint. Er hat nicht gesagt: Legt dazu Gewänder an, wie sie so oder ähnlich im Kaiserreich des Konstantin üblich waren. Er hat nicht gesagt: Ihr müsst aber zölibatär leben, wenn ihr das tun wollt.

Was sind denn Sakramente anderes als Zeichen, die auf das, was "hinter" dem Greifbaren liegt, hindeuten? Sehr schön nachzulesen etwa bei Leonardo Boff.









Montag, 6. Juni 2016

Immer wieder und immer noch: der Zölibat

"Es ist unglaublich, dass es in der katholischen Kirche seit Jahrhunderten gelungen ist und immer noch gelingt, junge Männer in der Blüte ihrer Jahre in geschlechtslose, blutleere, überirdische Wesen zu verwandeln und sie dadurch in eine Sackgasse zu führen. Endstation in vielen Fällen: Abstellgleis, Depression, Sinnfrage, Angst, Alkoholismus, Aggression, Verwahrlosung, Verzweiflung. 
'Keine Arbeit, keine Pläne, keine Besitztümer und keine <Idee> von Freiheit können Liebe ersetzen', sagte Mutter Teresa."

Das schreibt Ilse Sixt in ihrer lesenswerten, liebenswürdig-nachdrücklichen Streitschrift "Blitz und Donner im Vatikan" (ISBN 978-3-8316-1631-2). Die Autorin liebt ihre Kirche, das ist mit Händen zu greifen, und sie leidet an ihr. Mehr noch leidet sie mit den Priestern, ihren Frauen und vor allem deren Kindern. 

Seit mehr als zwanzig Jahren kämpft Frau Sixt einen zähen "Kampf", argumentiert und streitet für die Aufhebung des unseligen und längst überholten Zölibats, das der Ratzinger-Papst sogar als "heilig" bezeichnet hat. Ein Ende ist (noch) nicht absehbar, denn auch Bergoglio, der als Papst Franziskus schon so viele Änderungen angestoßen hat, ist im Grunde ein Gefangener des "Systems".










Sonntag, 5. Juni 2016

Kardinal Gerhard Ludwig Müller

Zitate aus einem Interview des Kardinals mit der Herder Korrespondenz:

Wann immer man Zeitpunkte aus der Vergangenheit hernimmt und zur Norm erklärt, stellt man sich selbst ein Bein.

Die Liturgieerneuerung kreist um die Umsetzung einer participatio actuosa, der lebendigen und sichtbaren Anteilhabe aller an den heiligen Geheimnissen.

Wir sind Kirche [wird gesagt], als ob die Kirche uns gehöre. Wir sind nicht der Souverän, sondern Christus ist das Haupt der Kirche.

Der geistliche Sinn einer Rom-Reise ist zuerst das Pilgern zu den Apostelgräbern.

Die Lehre vom Papsttum als göttliche Stiftung kann niemand relativieren.

Der Sitz des Papstes ist die Kirche des heiligen Petrus zu Rom. Alle Verheißungen Jesu an Petrus und der Auftrag, die ganze Kirche als oberster Hirte zu weiden, sind auf die römische Kirche übergegangen und damit auf ihren Bischof, den Papst.

... Repräsentanz der leitenden Kleriker der römischen Kirche, der Kardinäle, die den Primat des Papstes mittragen und ihm schon im Rahmen der römischen Kirche ein dem Primat inhärentes synodales Gepräge geben.

Die Unauflöslichkeit der Ehe wurzelt in der Sakramentalität.

Die Bischöfe bilden als Gesamtepiskopat eine Einheit mit dem Papst. ... Er kann ... niemandem die Bischofsweihe wieder abnehmen.

Die Zulassung zu den Sakramenten ist Teil des Sakraments. ... Die Kirche kann nicht in die Substanz der Sakramente eingreifen.

Die Einheit der Kirche ist Gegenstand und Inhalt des Glaubens, so dass ein bloß lockerer Weltbund katholisch geprägter Nationalkirchen mit einem päpstlichen Ehrenpräsidenten diametral dem Pfingstereignis widersprechen würde, aus dem die eine Kirche in den vielen Völkern hervorgegangen ist.

Das Lehramt, insofern es vom Heiligen Geist das Charisma hat, autoritativ den Glauben zu bezeugen und vorzulegen, kommt im eigentlichen Sinne nur dem Papst und den Bischöfen zu.

Die Auferstehung Christi ist ... nicht im formellen Sinn ein Dogma, ex cathedra hat das nie ein Papst gesagt.
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Die Zitate sprechen für sich. Der oberste Glaubenshüter verfügt über ein festes, unerschütterliches Glaubens- und Lehrgebäude, dem eine gewisse Verdinglichung in manchen Bereichen nicht abzugehen scheint. Die ganze Kirche fußt auf Rom, schart sich um Rom, kreist um den Papst und seine Kardinäle.






Was ist eine gute Religion?

Mein Beitrag zu einer Artikelserie der NZZ v. 23.02.2007:

Manche der Autoren, die sich schon geäussert haben, scheinen mir eher die Frage zu beantworten: «Was ist eine gute Konfession?» Aber bedeutet religiös zu sein nicht etwas anderes, als einer Konfession anzugehören? Ist nicht Religiosität eine Grundverfasstheit des Menschen, die in gewisser Weise «vor» oder «hinter» den verschiedenen Konfessionen und Denominationen liegt? Doch mag dies ein Streit um Worte sein, der hier nicht angebracht erscheint. Religionen im Sinne von Konfessionen definieren sich durch Abgrenzung: Wir glauben dies, andere glauben jenes. Wir stehen hier, die anderen stehen dort. Wir haben den rechten Glauben, die anderen leben im Irrtum. Damit ist klar, dass jede Religion missbraucht werden kann.
Es kann nicht darum gehen, Religionen zu verteufeln oder sie gar abzuschaffen, sondern ihr gemeinsames Fundament muss freigelegt werden. Nicht Abgrenzung darf mehr im Vordergrund stehen, sonst wird das Experiment Menschheit ein vorschnelles Ende finden, sondern Gemeinsamkeit. Und das Gemeinsame aller Religionen ist unbezweifelbar ihr mystischer Kern. Der hellsichtige Karl Rahner betonte, der Christ der Zukunft werde ein Mystiker sein oder er werde nicht mehr sein. Spirituelle Meister und Mystiker anderer Religionen widersprechen dem im Wesentlichen nicht, denn Sufismus, christliche Mystik, Zen-Buddhismus u. a. unterscheiden sich nicht im eigentlichen Kern, unterscheiden sich nicht in der grundlegenden Erfahrung der Einheit, in der Erfahrung, dass ein tiefer Seinsgrund alles Vorfindbare umfasst und trägt. Daher beantworte ich die Eingangsfrage wie folgt: Eine «gute Religion» ist jene Religion, die sich auf ihren mystischen Kern besinnt.




Freitag, 3. Juni 2016

Der Kleriker und die Frau

"Seit der Einführung des Zölibats, gibt es in der katholischen Kirche, logisch gedacht – nur Männer. Da aber die Frauen nach Gottes Willen weiter existierten, wurden sie von den Klerikern als alleinstehende und praktische Zugaben genommen. (Liebe nicht ausgeschlossen!)
Somit gibt es in keiner Schicht der Gesellschaft so viele ledige Frauen, ledige Mütter und ledige Kinder. Die katholische Kirche predigt Moral und Enthaltsamkeit vor der Ehe. Spätestens da muß sie merken, dass sie bei der Einführung des Zölibats dem Widersacher, dem Vater der Lüge auf den Leim gegangen ist, dem es um Macht, Reichtum und Vernichtung geht.
Nur wer liebt und geliebt wird, kann den Glauben an Jesus Christus, der die Liebe ist, in die Tat umsetzen! Solange aber der Priester bei der Weihe zum „überirdischen“ Funktionär der katholischen Kirche gemacht wird, ist er programmiert, seinen Kopf nur im Himmel zu haben. Ihm wurde die „Erdung“ genommen. Wenn er aber trotzdem mit beiden Beinen auf der Erde steht, sich eine Frau an seine Seite holt, muß diese ein Schattendasein führen, das oft mit schweren, seelischen Qualen verbunden ist.
Ist es in der Männerkirche wirklich noch keinem aufgefallen, dass die Frauen an der Seite eines Klerikers eine – Null – sind? Als gute Geister dürfen sie in den Residenzen und Pfarrhöfen unermüdlich am Werk sein. Ansonsten aber haben sie die traurige Pflicht, vor der Öffentlichkeit in der Versenkung zu verschwinden.

 
„ In den hebräischen Worten für „ Mann“ und „ Frau“ stecken jeweils die beiden Buchstaben, die das Wort „ Feuer“ ergeben. Jedes dieser beiden Wörter hat aber auch einen Buchstaben den das andere nicht hat. Nimmt man diese beiden Buchstaben zusammen, ergibt sich die Abkürzung – JH -. Das will sagen: Wo Mann und Frau sich einander geben, ist Gegenwart Gottes und Feuer.“
Papst Benedikt XVI.
Zitat aus dem Buch: „Zur Liebe geschaffen“ Impulse für Familien

Der Ausweg aus diesem 1000-jährigen Teufelskreis kann nur so gelingen: Der Priester muß wieder „Mann“ sein dürfen, dann darf die Frau an seiner Seite wieder „Frau“ sein. Wie heißt es in der Heiligen Schrift: „Sie werden ein Fleisch sein!“

„Wenn über das Grundsätzliche keine Einigkeit besteht, ist es sinnlos, miteinander Pläne zu machen.“
Konfuzius"

Fundstelle: www.ilsesixt.de

Kleriker und Würdenträger, die Zeit zum Handeln ist gekommen!








Donnerstag, 2. Juni 2016

Ohne Sünde?

In Ruanda gebe es Streit, heißt es auf katholisch.de, ob die katholische Kirche Priester laisieren soll, die am Völkermord beteiligt waren und deshalb verurteilt worden sind, zum Teil zu lebenslanger Haft. Mord und Beihilfe zum Mord hätten eigentlich die Exkommunikation und damit die Laisierung zur Folge. Die Bischöfe lehnen eine Laisierung ab, das sorge für Verwirrung unter den Gläubigen. 

Abgesehen von der seltsamen Begründung können dem Leser durchaus andere "Sünder" einfallen, die nicht so milde behandelt werden.

Zu denken ist an die Geschiedenen, die wieder geheiratet haben. Sie haben weder gemordet noch Beihilfe zum Mord geleistet, doch sind und bleiben sie exkommuniziert, daran wird nicht gerüttelt, auch wenn der Papst sagt, sie sollen das doch nicht so empfinden. Begründet wird diese Entscheidung mit einem Wort Jesu, das man der Einfachheit und Eindeutigkeit halber wörtlich nimmt, obwohl der Verfasser des Evangeliums bei dem Vorkommnis selbst nicht anwesend war.

Jesus hat in einem anderen Fall, in dem eine Frau kraft Gesetzes wegen Ehebruchs gesteinigt werden sollte, zu den Umstehenden gesagt: Wer von euch ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein. Keiner hat geworfen, die Frau wurde nicht gesteinigt.

Wahrscheinlich würde er das auch im Fall der wiederverheiratet Geschiedenen sagen und vielleicht sogar im Fall von Ruanda.

























Mittwoch, 1. Juni 2016

Ämter und Amtsinhaber

In dem durchaus positiven Leitartikel der Herder Korrespondenz 6/2016 "Die Rückkehr der Diakonin" von Volker Resing stoße ich auf folgenden Satz:

"Die Frage des Diakonats der Frau berührt die Grundfesten der Kirche, ..."

Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. Diese simple Frage soll die Grundfesten einer Kirche berühren, die nicht einmal von den "Pforten der Hölle" überwältigt werden kann? Es kann also nicht die lebendige Gemeinschaft aller Gläubigen gemeint sein, sondern die Amtskirche, die Gruppe aller Amts- und Würdenträger.

Meine Frau musste schallend lachen, als ich ihr den zitierten Satz vorgelesen habe. "Frauen haben nur einen Fehler", meinte sie dann, "dass sie nämlich Männer zur Welt bringen, die sie hinterher als minderwertig ansehen."

Ja, es ist nahezu schizophren, dass der Mann geweiht werden kann, die Frau, die ihn geboren hat, aber nicht.

Hoch lebe das Kirchenrecht!

Aber nein, nicht doch. Man könnte ein bekanntes Manifest zur Hand nehmen und frei formulieren: Frauen aller Länder vereinigt euch! Gründet eure eigene Kirche!