Sonntag, 27. November 2016

Nicht die Bischöfe ...

Nicht von den Bischöfen her werde sich die Kirche erneuern, sagte ein Weihbischof, sondern von unten, von Gemeinden und Gemeinschaften her. Doch seien die Katholiken "noch zu sehr in einer monarchischen Denke gefangen". Im übrigen sei die Kirche in Deutschland zu stark verwaltet und verbeamtet. [Fundstelle]

Mutige und weitsichtige Worte, die sehr gut zur Auffassung von Charles de Foucauld passen.

Was die Intervention der vier Kardinäle und ihre Ablehnung des Sakramentenempfangs für wiederverheiratete Geschiedene betrifft: Er, der Weihbischof, würde sich wünschen, dass Priester ein barmherziges Ohr und ein barmherziges Auge haben, dies sei auch eine Frage der Herzensbildung.

Deutlicher kann man es nicht sagen. Das müsste, mit Verlaub gesagt, sogar dem Jungredakteur Kilian Martin bei katholisch.de einleuchten.












Samstag, 26. November 2016

Kleine Gemeinschaften

Am 1. Dezember 1916 wurde Charles de Foucauld von einem Stamm der Tuareg, um die er sich ab 1905 viele Jahre bemüht hatte, in der Sahara erschossen.

Foucauld war ein stiller und zugleich leidenschaftlicher Gottsucher, wie in einem Artikel (dem einzig lesenswerten übrigens) in Christ und Welt Nr. 48/2016 gezeigt wird. "Sobald ich glaubte, dass es einen Gott gibt, war mir auch klar, dass ich nur noch für ihn leben konnte", sagte er einmal. 

Ihm schwebte vor, dass sich die Christen (sowohl Kleriker wie auch Laien) in Minderheitssituationen zu kleinen Gemeinschaften zusammenfinden. Große Gemeinschaften würden unweigerlich zu Besitz, Organisation und Komplexität neigen und damit die Tuchfühlung zur Umgebung verlieren. Das zeigt sich schon lange an der Kirche, die nun tatsächlich im Begriff ist, in eine "Minderheitssituation" zu geraten. Bald schon. 

"Vielleicht entscheidet sich die Zukunft der Kirche in unseren Breiten daran, ob sie neben der nicht auf die Schnelle aufgebbaren Konzernartigkeit wieder Vertrauen in die Nazaretartigkeit fasst", sagt der Autor des Artikels.

Abschied von Rom ist die Devise!









Freitag, 25. November 2016

Ermahnungen, wohlfeile Ermahnungen

Der 82-jährige frühere Kurienkardinal Cordes sagte als Festredner in Freiburg, derzeit greife eine große Gottvergessenheit um sich, es brauche daher ein "neues Gottbewusstsein". Gefährlich seien die heidnischen Methoden Yoga, Tai Chi oder Quigong, die das Christentum zerstören würden. 

Gottvergessenheit? Ja, das mag stimmen. Schade, dass der hohe Kirchenmann nicht genauer nach den Ursachen fragte. Sich gegen Yoga, Tai Chi oder Quigong zu wenden, ist allzu billig und banal. Von der Zen-Meditation sagt er nichts, hat er sie etwa übersehen?

Gefährlich sind nicht die genannten "heidnischen Methoden", gefährlich ist die Kirche selbst. Gefährlich ist der große Überbau mit unzähligen Dogmen und Vorschriften, mit Kirchen- und Höllenstrafen, gefährlich ist das sture Beharren auf einer überholten Tradition, gefährlich sind der einseitige im Wesentlichen auf die Sexualität fixierte Moralkodex, das mittelalterlich-anthropomorphe Gottesbild, das dauernde Reden von Gott so, als wäre man sich seiner im Vatikan sicher. 

Gefährlich ist es, anders zu reden als zu handeln: Einerseits Betteln um Spenden, andererseits Horten von Reichtümern; einerseits Reden von Einheit, andererseits Beharren auf Spaltung; einerseits Reden von Gemeinschaft, andererseits Exkommunikationen usw. usf.

Wie, bitte, soll ein neues Gottbewusstsein entstehen, wenn die führenden Kirchenvertreter es selbst nicht  haben? Eure Handauflegungen und eure verdinglichten Sakramente werden niemanden retten. Ihr wollt die Gnadenvermittler sein und Brücken bauen, doch ihr als Kirche habt euch zwischen die Menschen und Gott gedrängt und damit eine Gottferne mit verursacht, die ihr jetzt beklagt. 















Donnerstag, 24. November 2016

Narren

Das weltliche Regiment hat Gesetze, die sich nicht weiter erstrecken als über Leib und Gut und was äußerlich ist auf Erden. Denn über die Seele kann und will Gott niemanden regieren lassen als sich selbst allein. Darum: Wo weltliche Gewalt sich anmaßt, der Seele Gesetze zu geben, da greift sie Gott in sein Regiment und verführt und verdirbt nur die Seelen. Das wollen wir so klarmachen, dass man es mit Händen greifen kann, auf dass unsere Juncker, die Fürsten und Bischöfe, sehen, was sie für Narren sind, wenn sie die Menschen mit ihren Gesetzen und Geboten zwingen wollen, so oder so zu glauben.

Martin Luther in: Von weltlicher Obrigkeit, wie weit man ihr Gehorsam schuldig sei. 1523









Mittwoch, 23. November 2016

Abgehoben

Der emeritierte Amazonas-Bischof Erwin Kräutler übte in einem Referat massive Kritik an übertriebener Betonung von Hierarchien und Zeremoniell. Dadurch werde nur Distanz geschaffen. "In Österreich sind wir gewohnt, mit Titeln 'herumzuhauen', und auch in unserer Kirche sind wir so weit gekommen" ...

Recht hat er. Man braucht sich nur die vielen Eminenzen und Exzellenzen und ihre überaus bunten und obsolet gewordenen Kleider anzuschauen. Ein früherer Bekannter, seines Zeichens junger Kleriker, sprach gern von der "pfäffischen Eitelkeit". 

Eine Bekannte hat mir geschrieben: "Die hohen Herren merken noch nicht, dass ein Tsunami im Anzug ist ...". Sie hat ja so recht.

Nein, sie merken es wirklich nicht, die Herren. Machen fröhlich weiter wie bisher. Der Kurien-Müller versteift sich auf das Papsttum, will Franziskus wohl zeigen, wo's lang geht. Der Papst, ein persönlich gewiss integerer Mann, spricht pausenlos von der Barmherzigkeit Gottes, die uns, die wir alle Sünder seien, entgegen komme. Regeln werden aufgestellt für alles und jedes, am liebsten für das, was die Kirche im Grunde nichts angeht: die Ehe, die Sexualität, und wer weiß was noch alles. Und die Regeln gelten immer für "die anderen", die Kirche bleibt mit ihrer starren Haltung und ihrer Unbarmherzigkeit außen vor.

Was am schlimmsten ist. Sie merken nicht, dass sie die Menschen von Gott trennen. 















Dienstag, 22. November 2016

Geht's noch?

Zwei Meldungen von heute haben mich so wütend gemacht, wie ich es nicht oft bin.

Erste Meldung: Papst nennt Abtreibung ein grauenhaftes Verbrechen. Er lässt jedoch weiterhin zu, dass jeder Priester auch im Falle einer Abtreibung die Vergebung aussprechen darf. Bisher war das Bischöfen vorbehalten, vor dem Wojtyla-Papst hat jeweils Rom darüber entschieden. Ich selbst befürworte Abtreibung nicht, kenne aber Fälle, in denen nach langen inneren Kämpfen abgetrieben wurde. Hat der Papst je einmal mit einer Frau gesprochen, für die eine Abtreibung die einzige Lösung schien? Der Papst kenne die Wirklichkeit, sagte eine Vatikan-Journalistin. Was soll sie auch anderes sagen.

Zweite Meldung: Im Kirchenstaat werden deutliche Bedenken geäußert wegen der nun gegebenen Erleichterung einer kirchlichen Vergebung. Die Erleichterung könne das Bewusstsein für die Sündhaftigkeit von Abtreibungen schwächen, wird gesagt.

Was maßt sich die katholische Kirche eigentlich an? Verweigerung einer Lossprechung? Mittler zwischen Gott und den Menschen? Verwaltung der "Gnadenmittel" usw. usf.

Die kurialen Würdenträger tun gerade so, als ob Frauen eine Abtreibung aus Jux und Tollerei vornehmen würden. Sind nicht die Missbrauchsfälle durch Kleriker der römischen Kirche oft schwerwiegender als manche Abtreibung? Missbrauchte junge Menschen leiden ein Leben lang an der Situation, sind schwer geschädigt, aber der Kleriker erhält die Absolution und ist dann seines Vergehens "ledig", zumindest vor der Kirche.

Ist nicht der Missbrauch ein grauenhaftes Verbrechen, vielleicht grauenhafter als manche Abtreibung? Davon spricht der Papst nicht. Der Missbrauchende erhält die Absolution, und man sieht nicht darauf, ob dies etwa "das Bewusstsein für die Sündhaftigkeit" seines Tuns schwächen würde.

Schämt euch, ihr Scheinheiligen. Eure Haltung ist empörend.

Was würde Jesus sagen? "Wer von euch ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein!"


















Montag, 21. November 2016

Das Papsttum

In einem Interview vom 18.11. spricht Kardinal Müller, "einer der wichtigsten Männer im Vatikan", über die Barmherzigkeit und das Reformationsjubiläum, über das Papsttum und die Piusbrüder.

Zum Papsttum sagt er, dass zu dieser Thematik ein Buch von ihm erscheinen werde und führt dann u.a. folgendes aus: "Was bedeutet das Papsttum für die Kirche, so wie Christus sie gewollt hat? Von katholischer Seite aus können wir das Papsttum nicht einfach soziologisch begründen, so als bräuchte es eben einen Sprecher für die Weltchristenheit. Das hat mit dem Papsttum, wie wir es verstehen, nicht viel zu tun. Vielmehr ist der Papst als Bischof von Rom und Nachfolger Petri das immerwährende Prinzip und Fundament der Einheit der Ortskirchen in der Wahrheit des Evangeliums.

Hat Jesus eine Kirche gewollt? Hat gar Christus sie gewollt? Immerwährendes Prinzip (was ist das genau?) und Fundament der Einheit der Ortskirchen? In der Wahrheit des Evangeliums?

Schwer erträglicher Kuriensprech. An einem wörtlichen Verständnis der Evangeliumstexte wird nicht gerüttelt. An der Vorherrschaft von "Rom" über alle anderen auch nicht. Der Mann wird seine Meinung nicht mehr ändern. Im Gegenteil: Er wird ihr in einem 600seitigen Buch ein Fundament geben, das felsenfest alles überdauern soll. Soll. 
















Tears in Heaven

Tears in Heaven

Would yo know my name
if I saw you in Heaven?
Would it be the same
if I saw you in Heaven?
I must be strong and carry on,
'Cause I know, I don't belong
here in Heaven ... 

Would you hold my hand
if I saw you in Heaven?
Would you help me stand
if I saw you in Heaven?
I'll find my way,
through night and day,
'Cause I know, I just can't
stay here in Heaven ...

Time can bring you down,
time can bend your knees,
time can break your heart,
have you begging ... please ...
Beyond the door,
there's peace I'm sure.
And I know there'll be no
more tears in Heaven ...

(Eric Clapton)

Sonntag, 20. November 2016

Ein Leben nach dem Tode

Glauben Sie, fragte man mich
an ein Leben nach dem Tode

Und ich antwortete: ja
Aber dann wusste ich
keine Antwort zu geben
wie das aussehen sollte
Wie ich selber
aussehen sollte
Dort

Ich wusste nur eines
Keine Hierarchie
von Heiligen auf goldenen Stühlen
sitzend
Kein Niedersturz
verdammter Seelen
nur
nur Liebe frei gewordene
niemals aufgezehrte
mich überflutend

Kein Schutzmantel starr aus Gold
mit Edelsteinen besetzt
Ein spinnenwebenleichtes
Gewand
Ein Hauch
mir um die Schultern

Liebkosung schöne Bewegung
Wie einst von tyrrhenischen Wellen ...

Wortfetzen
Komm du komm
Schmerzweh mit Tränen besetzt
Berg- und Talfahrt

Und deine Hand
wieder in meiner
So lagen wir
lasest du vor
schlief ich ein
wachte auf
schlief ein
wache auf

Deine Stimme empfängt mich
entlässt mich und immer so fort

Mehr also, fragen die Frager
erwarten Sie nicht nach dem Tode?

Und ich antwortete
Weniger nicht.

(Marie-Luise Kaschnitz)








Donnerstag, 17. November 2016

Zweifel der Kardinäle

Mit "Zweifelnde Kardinäle" ist ein Artikel auf katholisch.de überschrieben.

Welche Kardinäle sind es und woran zweifeln sie?

Es sind die bekannten Rechtsaußen-Kardinäle Brandmüller, Burke, Caffara und Meisner, zum  Teil schon im Ruhestand, die das Papst-Schreiben Amoris Laetitia in Zweifel ziehen. Wenn man den Argumenten dieses Schreibens folgte, sagen sie, dann gäbe es Fälle von tugendhaftem Ehebruch. Gläubige könnten dann auch im Bewusstsein einer schweren Sünde die Kommunion empfangen. Sic!

Sehr klug gedacht von den hohen Herren. Aber ist es auch klug genug? Vielleicht sollten die Würdenträger ihren Scharfsinn einmal darauf richten, ob denn die Grundlagen, auf denen das ganze einschlägige Kirchenrecht beruht, wirklich tragfähig sind. Ob man etwa ein Jesuswort überinterpretiert und dann darauf ein Sakrament aufgebaut hat. Hans Küng weist zum Beispiel darauf hin, dass jenes Jesuswort (Was Gott verbunden hat, soll der Mensch nicht trennen.) nicht eine juristische Formulierung im Sinne eines Gesetzesparagraphen darstelle, sondern als Zielgebot zu sehen sei.

Wie auch immer, es wäre gut, wenn sich der oberste deutsche Bischof Marx zu Wort melden und dem Papst zur Seite stehen würde. Kardinal Kasper hat es ihm schon vorgemacht.

Nachtrag vom 19.11.
Der Papst sagt im Blick auf die Kritik an Amoris Laetitia und die angebliche Unklarheit im Zusammenhang mit den Wiederverheirateten, einige "verstehen es weiterhin nicht" ... Es gebe nicht nur Schwarz und Weiß, sondern es müsse der Fluss des Lebens gesehen werden. [Fundstelle]


















Dienstag, 15. November 2016

Differenzierte Sicht auf Luther

"Luther war ein wortgewaltiger Mensch", sagt Preisendörfer in einem Interview auf katholisch.de. 

Er sei eine historische Riesengestalt gewesen mit enormem Selbst- und Sendungsbewusstsein, "ähnlich wie die alttestamentarischen Propheten, die ebenfalls einem göttlichen Auftrag zu folgen glaubten".

Man könne aber nicht sagen, dass sich an Luther die Geister scheiden. So negativ würde er, Preisendörfer, das nicht sehen.















Montag, 14. November 2016

Kirche der Getrennten oder Kirche der Gleichen?

"Der heilige Vater war [zur Zeit Luthers] der absolute Herrscher, für den die Gemeinde der Gleichen, von der Paulus ausgegangen war, zur streng gestuften Hierarchie wurde, deren in den Himmel reichende Spitze er allein besetzt hielt. Für Luther war dies inakzeptabel. Als Schüler von Augustinus, der ebenfalls die Christenheit als einen Leib sah, verstand er den Gedanken so, wie er ursprünglich gemeint war. Christsein hieß Gleichsein. ... Alle sind füreinander da, denn alle sind eins.

Aus: "Luther! Biographie eines Befreiten" von Joachim Köhler, S. 233

Im Grunde hat sich daran bis heute nichts geändert. Ist nicht oft, wenn man von "Kirche" spricht, die Gruppe der Herausgehobenen, der Amts- und Würdenträger gemeint? Hinzu kommt ein magisch-verdinglichtes Amtsverständnis, gestützt durch die Pflicht zum Zölibat. "... an die Stelle, die Christus auf Erden eingenommen hatte, schob sich der Papst", sagt Köhler nur wenige Zeilen vorher. 

Die Papstkirche in ihrer jetzigen Form trennt also den Menschen von Gott, aber sie will "Brücken bauen" und damit ihren Herrschaftsanspruch untermauern. Luther hingegen sah den Menschen in unmittelbarer Verbindung mit Gott, denn Gott hat alles geschaffen, er ist in allem, er braucht keinen Brückenbauer. Luther hat der Papstkirche das Fundament entzogen.












Kritik und Aufruf

Kritik wird laut. Zum Beispiel am heiligen Jahr, das zu wenig vorbereitet war und das an der Lebens- und an der Glaubenswirklichkeit der Menschen vorbeigegangen sei. Der Ablass sei heute nur schwer vermittelbar, eine Religion des "do ut des" sei nicht mehr zeitgemäß.
Fundstelle

Kritik wird auch und schon wieder an Amoris Laetitia geübt. Ein paar sattsam bekannte, sehr rechtsgerichtete Kardinäle (u.a. Joachim Meisner und Walter Brandmüller) bitten den Papst um Klarstellung, denn sie selbst haben Zweifel, dass eine Zulassung von wiederverheirateten Geschiedenen zu den Sakramenten möglich sei. Doch seien sie keine Gegner des Heiligen Vaters, im Gegenteil, ihre Anfrage entspringe aus der leidenschaftlichen Sorge um das Wohl der Gläubigen, und, so sagen sie, es gehe ihnen darum, Spaltungen vorzubeugen. 
Fundstelle

Während die erste Kritik sachlich gehalten und sehr wohl berechtigt ist, wirkt die zweite mehr als scheinheilig. Soll hier etwa Unbarmherzigkeit nochmals von höchster Stelle sanktioniert werden? Was soll eine implizite Drohung mit Spaltung? Und was hat die Zulassung der Wiederverheirateten mit dem "Wohl der Gläubigen" zu tun?

Da ist man fast geneigt sich zu freuen, wenn man auf einen Tweet von Kardinal Marx stößt, der junge Christen aufruft, sich gegen eine "Kultur der Unbarmherzigkeit" einzusetzen. Doch währt auch hier die Freude des Lesers nicht lange, denn er fragt sich, was denn Marx und die anderen hohen Amts- und Würdenträger gegen die Kultur der Unbarmherzigkeit in der Kirche selbst tun oder getan haben. Fangt doch erst einmal bei euch selbst an und demonstriert Barmherzigkeit, dann mögt ihr gerne andere aufrufen und auffordern, barmherzig zu handeln!











Sonntag, 13. November 2016

Und nochmals: die Obdachlosen

Papst feiert Gottesdienst mit Obdachlosen, heißt es hier auf domradio. Er fordert mehr soziale Gerechtigkeit und wendet sich gegen gesellschaftliche Ausgrenzung. "Mit eurer Anwesenheit helft ihr uns, uns auf die Wellenlänge Gottes einzustellen und das in den Blick zu nehmen, auf das er schaut."

Dazu wird in dem Artikel folgendes Bild gezeigt:


Der Papst im vollen Ornat, so wie man es vom obersten Repräsentanten der Kirche halt kennt. Man kann das positiv sehen, weil er sich den Obdachlosen gegenüber nicht anders verhält als sonst. 

Und doch bleibt bei mir ein ungutes Gefühl. Vielleicht urteile ich zu hart, aber mir scheint, er grenzt sich durch seine päpstliche Kleidung gegenüber den Obdachlosen (ansatzweise) in ähnlicher Weise ab, wie er das bei anderen anprangert. Hätte er nicht eine Form finden können, durch die er ihnen besser zeigen würde: Ich bin einer mit euch? Denn darum geht es ihm ja.


























Und nochmals: die Obdachlosen

Papst feiert Gottesdienst mit Obdachlosen, heißt es hier auf domradio. Er fordert mehr soziale Gerechtigkeit und wendet sich gegen gesellschaftliche Ausgrenzung. "Mit eurer Anwesenheit helft ihr uns, uns auf die Wellenlänge Gottes einzustellen und das in den Blick zu nehmen, auf das er schaut."

Dazu wird in dem Artikel folgendes Bild gezeigt:


Der Papst im vollen Ornat, so wie man es vom obersten Repräsentanten der Kirche halt kennt. Man kann das positiv sehen, weil er sich den Obdachlosen gegenüber nicht anders verhält als sonst. 

Und doch bleibt bei mir ein ungutes Gefühl. Vielleicht urteile ich zu hart, aber mir scheint, er grenzt sich durch seine päpstliche Kleidung gegenüber den Obdachlosen (ansatzweise) in ähnlicher Weise ab, wie er sie bei anderen anprangert. Hätte er nicht eine Form finden können, durch die er ihnen besser zeigen würde: Ich bin einer mit euch? Denn darum geht es ihm ja.


























Samstag, 12. November 2016

Der menschliche Papst

Ein Bild, das für sich selber spricht: Der Papst hat Obdachlose zu einer Audienz eingeladen:


Gefunden auf Instagram













Barmherzigkeit schon wieder?

Papst besucht sieben Ex-Priester, heißt eine Überschrift bei radiovaticana. "Eine Geste der Barmherzigkeit, die in dieser Form niemand erwartet hätte ..."

Passt doch gut ins nun zu Ende gehende Jahr der Barmherzigkeit? Und ist vom Papst sicherlich gut gemeint, hat er sich doch in der Zeit, in der er Erzbischof von Buenos Aires war, um Priester gekümmert, die wegen einer Frau, sprich: wegen des Zölibats ihr Amt aufgegeben haben, hat sich sogar bemüht, dass sie Arbeit bekommen.

Doch der geneigte Leser fragt sich, wo denn hier wirklich die Barmherzigkeit bleibt. Ist es barmherzig, von einem Menschen lebenslanges Zölibat zu verlangen und ihn dann, wenn er dieser Auflage nicht nachkommen kann und sich anders entscheidet, einmal kurz zu besuchen?

Klar. Der Besuch des Papstes war eine Geste, er kann nicht alle hunderttausend oder mehr Ex-Priester weltweit besuchen. Aber es war eine Geste, die die Unbarmherzigkeit der Kirche "als solche" mehr als deutlich werden lässt.

Die Kirche sei eine Kirche der Bürokraten, die Christus vergessen haben, schreibt Andreas Englisch in seinem Buch über Papst Franziskus. Wie wahr!

Hat nicht der Papst auch gesagt, wenn er den heiligen Joseph um etwas gebeten hatte, dann habe er das auch immer bekommen? Dann sollte er ihn darum bitten, dass er die Kraft findet, den unseligen Zölibat endlich abzuschaffen. Er beruht nicht einmal auf einem Dogma, ein Federstrich genügt.

Um ein Wort der Grünen-Chefin Simone Peter abzuwandeln: Barmherzigkeit ohne entsprechende Taten ist so hilfreich wie ein an die Wand genagelter Pudding.

















Freitag, 11. November 2016

Abendmahl in weiter Ferne

Die gemeinsame Eucharistie sieht der Bischof von Erfurt noch "in weiter Ferne", nachzulesen hier.

Voraussetzung für gemeinsame Eucharistie, will sagen: gemeinsames Abendmahl, sei eine Kirchenunion. Eucharistie bedeute nicht nur Gemeinschaft mit Jesus Christus, sondern auch mit einer ganz konkreten Kirche. Man gehe nur in der Kirche zur Kommunion, der man auch angehört, was auch von den orthodoxen Kirchen so praktiziert werde.

Das ist eine Auffassung, die andere von vornherein ausschließt. Zeichen einer gewissen Engstirnigkeit. Und wenn das auch die Haltung der Leitung der katholischen Kirche sein sollte, dann braucht man von Abendmahlsgemeinschaft nicht mehr zu reden. Dann stellt man die "Tradition" höher als den Wunsch Jesu, der sagte: Tut das zu meinem Gedächtnis. 

Der Überbau, den man heute "Kirche" nennt, ist geschichtlich gewachsen. Und das wird nun verabsolutiert.

Rom und seine Untergebenen haben noch nichts dazu gelernt. Schade.


















Donnerstag, 10. November 2016

Barmherzigkeit

Eine vorläufige Bilanz über zwölf Monate Barmherzigkeit wurde gezogen. Zwanzig Millionen Pilger hätten die Heilige(n) Pforte(n) in Rom durchschritten, heißt es, etwaige Mehrfachzählungen inclusive. 

Kaum eine Rede oder Predigt des Papstes, in dem nicht das Wort Barmherzigkeit vorkomme. Die Barmherzigkeit sei wieder präsent.

Ist sie das? 

Ist die Haltung der Kirchenleitung, das Verhalten der Kurienmitglieder an entscheidender Position wirklich barmherzig? Oder offenbart das Beharren auf längst überholten Positionen nicht eine zutiefst in der Kirche verankerte Unbarmherzigkeit? 

Unbarmherzig ist die allgemeine Verpflichtung der Geweihten zum Zölibat, unbarmherzig ist der Ausschluss von Frauen von Weiheämtern, unbarmherzig ist es, den wiederverheirateten Geschiedenen die Sakramente zu verweigern. Höchst unbarmherzig ist die Weigerung, Protestanten zum Abendmahl zuzulassen. Usw. usf.

Darüber können keine heiligen Pforten hinwegtäuschen. Mag der Papst noch so viele Kinder abbusseln, mag er Inhaftierte besuchen, mag er von Barmherzigkeit reden, bis ihm der Mund fusselig wird: Er sollte endlich seiner Leitungsaufgabe nachkommen und klare Worte sprechen. Die Bischofskonferenzen sind zu zögerlich, zu wenig mutig, noch immer wird nach dem Papst gerufen, zum Beispiel beim beliebten Gender-Thema.

Die Kirche sollte endlich anfangen, ihre Hausaufgaben zu machen und selbst Barmherzig zu werden. 











Mittwoch, 9. November 2016

Wie kann Gott das zulassen?

Was für ein Tag! Schon in den Frühnachrichten wird erkennbar, dass Hillary Clinton wohl kaum als Siegerin aus den gestrigen US-Präsidentschaftswahlen hervorgehen wird. Nach und nach bestätigt sich: Sieger und damit künftiger Präsident der USA ist der krakeelende Populist Trump. Ich habe Mühe, mich aus einer depressiven Stimmung zu befreien.

Und dann ein Kommentar mit der dümmlichen, wenn angeblich auch nicht ganz (!) ernst gemeinten Frage, wie Gott einen Mann als Wahlsieger zulassen konnte, über den Papst Franziskus mit der ihm eigenen Deutlichkeit geurteilt habe: "Dieser Mann ist kein Christ!"

Nicht ganz ernst gemeint, aber ein bisschen ernst vielleicht doch? Geht's noch? 

Warum fragt der Autor nicht, wie Gott es zulassen kann, dass mit deutschen Waffen, an denen Exporteure viel Geld verdienen, Menschen umgebracht oder zu Krüppeln gemacht werden? Oder wie Gott es zulassen kann, dass weltweit Millionen Menschen auf der Flucht sind vor Krieg, Hunger, Armut? Oder wie Gott es zulassen kann, dass die Kirche, die permanent von ihm redet, zwar Barmherzigkeit proklamiert, in ihrem Kern aber absolut unbarmherzig ist?

Diese Fragen sind Nonsens, das ist klar, denn sie handeln von einem anthropomorphen Gott, den es nicht gibt. Dann sollte man aber auch nicht so daherreden, nicht einmal im Spaß.






















Montag, 7. November 2016

Samstag, 5. November 2016

Gott im Banktresor

"Durch die neue Theologie, so hoffte Luther, würden die Christen aus ihrer lähmenden Gefangenschaft befreit, und der Gottessohn konnte aus dem Grab, in das Rom ihn wie in einen Banktresor eingeschlossen hatte, endlich wieder auferstehen. Für Luther stand jeder Christ vor der Alternative, sich zu Christus oder zum Papst zu bekennen. Musste man vor diesem wie vor einem römischen Kaiser knien, kam der Gottessohn noch zum geringsten Sklaven, um ihn mit allen Gütern zu beschenken. Wer Christus hatte, hatte alles. Wer das begriff, war erleuchtet."

aus "Luther! Biografie eines Befreiten" von Joachim Köhler







Freitag, 4. November 2016

Die im Dunkeln sieht man nicht?

Die im Dunkeln sieht man nicht. Sagt Bertold Brecht. Einer sieht sie doch. Einer geht an die Ränder der Gesellschaft und nimmt auch "die armen Schweine" wahr, die Gestrandeten, die Ausgestoßenen. Jene Menschen, die man gern links liegen lässt, in der Gosse oder unter Brücken oder sonstwo, liegen dem Papst am Herzen. [Fundstelle]

Das ist die schöne, die menschliche Seite an diesem neuen Franziskus. Das macht ihn trotz aller berechtigten Kritik liebenswert.









Donnerstag, 3. November 2016

... die keinen Spaß verstehen

Eckart von Hirschhausen, Arzt und Humorist, hält Luther für einen coolen Typen. Ich auch, obwohl ich weder Arzt noch Humorist bin. Hier sein lesenswertes Interview.

"Wenn Menschen bei religiösen oder anderen Themen keinen Spaß verstehen, ist immer Gefahr im Verzug", sagt Hirschhausen. Denn dann sei der Weg nicht mehr weit, bis sie bereit sind, Andersdenkende zu verfolgen. Es sei hochaktuell, wenn Luther mahnt: "Denkt eigenständig, hinterfragt kritisch jeden, der behauptet, er hätte die alleinige Wahrheit."

Das Interview wäre eine wichtige Lektüre für die Mitglieder der Kurialbehörde. Denn dort versteht man bei religiösen Dingen keinen Spaß. Andersdenkende wurden oft genug verfolgt, früher sind sie auf dem Scheiterhaufen gelandet, heute entzieht man ihnen die Lehrerlaubnis oder entlässt sie aus dem Kirchendienst.

Und der Meinung, sie hätten die alleinige Wahrheit, sind sie auch. Wenn eine Entscheidung nur lange genug gegolten hat oder oft genug wiederholt wurde, dann ist sie integraler Bestandteil der sogenannten Tradition und damit heilig und unveränderlich. "Die Kirche hat immer schon gelehrt", hat man früher gesagt, um eine bestehende Regelung zu verteidigen. "Die Gläubigen würden das nicht verstehen" dient auch heute noch zur Abwehr eines unerwünschten Wunsches nach Änderung. 


















Mittwoch, 2. November 2016

Frauen und Geld

In der Frage der Frauenordination beruft sich die Kirchenleitung auf Jesus: Jesus habe nur Männer in seine Nachfolge berufen, und so sei es auch in der Kirche über viele Jahrhunderte hinweg gehandhabt worden (sprich: das ist nun heilige, unveränderliche Tradition).

Jesus nannte keinen Geldbeutel oder irgendwelche Besitztümer sein eigen. Oft wusste er morgens noch nicht, wo er die kommende Nacht verbringen würde. Er hat sogar seine Jünger, die er ausgesandt hat zu predigen und zu heilen, angewiesen, keinen Beutel mitzunehmen. Dies hat die Kirche sich nicht zu eigen gemacht. Im Gegenteil, man war sehr erfinderisch beim Anhäufen von Reichtümern. Man hat sogar aus dem "Gnadenschatz der Kirche" Ablassbriefe für teures Geld verkauft.

Die Herren in der Kirchenhierarchie sollten ihr durchaus widersprüchliches Verhalten wenigstens einmal wahrnehmen, statt sich allzu selbstgefällig in der Nachfolge Jesu zu wähnen.

Wie sagt der Volksmund: Knapp verfehlt, ist auch daneben.













Zwei Bilder, die für sich sprechen

Detail von der Titelseite der aktuellen Ausgabe der Herder-Korrespondenz:


Der Tiaraträger mit roten Schuhen und zum Greifen bereiten Händen neben dem kleinen Mönchlein, das die Welt verändert hat. Wem die Sympathie gehört, dürfte klar sein.

Auch dieses Bild von katholisch.de spricht Bände:


Ein zelebrierender Priester mit Händen, die signalisieren: Das ist alles unser, wir verfügen darüber, haben das alles im Griff ... 

Glauben die Verantwortlichen, dass sie noch ernst genommen werden? Nehmen sie sich selber noch ernst?











Religion

"Wenn ich erfahre, dass mein Aufstehen am Morgen und das Anziehen der Schuhe ein tief religiöser Akt sind, dann habe ich erkannt, was Religion ist."

(Willigis Jäger)







Nein zu den Frauen

Nun ist die Katze aus dem Sack. Der Papst hat der Frauenordination "endgültig" eine Absage erteilt und sich dabei auf eine Entscheidung des Wojtyla-Papstes berufen: Gegen die Frauenordination spreche, dass Jesus nur Männer ausgewählt habe und die Tradition der Kirche. [Fundstelle]

Aha! Dass die Entscheidung Jesu mit der Stellung der Frau in der damaligen patriarchalen Gesellschaft zu tun hatte, interessiert heute niemand, denn an der ehrwürdigen "Tradition" darf kein Jota verändert werden.

Es war von Anfang an klar, dass man den neuen Papst nicht mit übergroßen Erwartungen befrachten darf, auch er ist ein Kind seiner Zeit. Und ein Jesuit noch dazu. Aber dass er gar so kleinkariert denkt, das enttäuscht dann doch. Mag er noch so viele Kinder abbusseln und noch so fromm von Barmherzigkeit fabulieren, eines kann er damit nicht übertünchen: Die Kirche bleibt in ihrem Kern unbarmherzig.

Frauen haben nur einen Fehler. Sie bringen Männer zur Welt, die sie hinterher gering achten (Dictum meiner Frau). Dem kann nicht einmal ich etwas hinzufügen.

Doch kann ich auf einen früheren Blogeintrag zu einer Äußerung des Papstes verweisen, in dem er noch groß getönt hat, die wahre Lehre würde nicht aus Gesetzen bestehen, die man streng befolgen müsse. Was nun?