Samstag, 31. Oktober 2015

Konstantin und ein Ende?

Unter Konstantin und nach ihm empfangen die Bischöfe im Rahmen des offiziell christlichen Reiches Privilegien und Ehrenstellen. Sie werden dem Stand der Illustri gleichgestellt und erhalten einen Platz in der staatlichen Hierarchie. Die Liturgie beginne sich in einem breiten Zeremoniell zu entfalten, in dem viele Einzelstücke dem Hofzerimoniell entlehnt sind: Prozessionen, aufwendige Kleidung, goldene Möbel und Gefäße, prunkhafte Entfaltung der liturgischen Zeremonien ...

Johannes XXIII sagte, es müsse Schluß sein mit dem zeitweiligen Bündnis zwischen der Kirche und dem 'Imperialismus des Geldes'. Alle von weltlichen Herrschaftstraditionen übernommenen Formen müssten in der Kirche beseitigt werden ... Und Papst Franziskus greift diese Forderung auf: Alles, was noch nach wie vor höfisch erscheint, müssen wir hinter uns lassen. ... Es geht um Umkehr, beim Papst angefangen ... Ständig umkehren, entsprechend dem, was Gott von uns erwartet. Und das versuche ich. ...

Ja, das nehme ich ihm ab, er redet nicht anders als er handelt. Ein Lichtblick!

[Klaus Mertes: Vom Konstantinischen Pakt zum Katakombenpakt. In: Stimmen der Zeit Heft 11/2015]







Freitag, 30. Oktober 2015

Unterscheidung der Geister

Ein Jesuit erklärt die ignatianische Praxis der "Unterscheidung der Geister", von der in der Synode wiederholt gesprochen wurde. Hauptkriterium sei der geistliche Trost, der vom guten Geist kommt und die geistliche Trostlosigkeit, die vom bösen Geist kommt. Das klingt plausibel, ist es doch eine alte Erfahrung: Wenn man sich nach einer Entscheidung innerlich gut und erleichtert fühlt und wenn dieses Gefühlt anhält, dann war die Entscheidung richtig.

Nur bei der Frage des Kommunionempfangs für wiederverheiratete Geschiedene soll diese Unterscheidung der Geister nicht gelten. Hier sei eine pastorale Unterscheidung der Situation erforderlich, nämlich ob jemand eine Ehe durch sein Verhalten zerstört hat oder ob jemand zu Unrecht verlassen worden sei. Was immer das auch heißen mag, welcher Außenstehende - sei er Priester, Bischof oder Papst - wird sich zutrauen, hier ein Urteil zu fällen?

Ihr Heuchler, ihr Wortklauber, ihr Orthodoxisten!

[Fundstelle]






Donnerstag, 29. Oktober 2015

Geist

Ich habe klar erkannt: Geist ist nichts anderes denn
Berge und Flüsse und die große weite Erde,
als die Sonne, der Mond und die Sterne.

[Zen-Meister Son-o zit. nach Philip Kapleau. Die drei Pfeiler des Zen]





Mittwoch, 28. Oktober 2015

Sohn Gottes

Hunderttausendfach belegt ist der Gottessohn-Titel in der ägyptischen Literatur, vor allem in der Ikonographie und in den Beischriften zu Darstellungen der Pharaonen, eine Dokumentation die fast die gesamte ägyptische Geschichte hindurch dem Pharao und seinen Epigonen das Geborensein aus Gott attestiert. Zum erstenmal ist diese Formel von der "Gottessohnschaft" belegt in der ersten Hälfte des 3. Jahrtausends v. Chr., und zwar unter dem Pharao Djedefre. Dieser Pharao hat zum erstenmal diesen Titel getragen, was natürlich nicht heißt, daß die Idee, vom Pharao als dem "Sohn Gottes" zu sprechen, erst in seiner Zeit aufgekommen ist.

[Manfred Görg: Mythos, Glaube und Geschichte. Die Bilder des christlichen Credo und ihre Wurzeln im alten Ägypten]





Dienstag, 27. Oktober 2015

Konsens um jeden Preis?

Da liegt nun ein Synoden-Schlußpapier vor (von einem Ergebnis, das diesen Namen verdient, kann man nicht sprechen), und nun wird heftig interpretiert.

Die reine Lehre sei verteidigt worden, freuen sich die einen. Eine Tür sei nicht zugeschlagen worden, jubilieren die anderen. Das Ergebnis sei mehrdeutig, lasse vieles offen, sagen wohl die meisten. Die Synode habe ohnehin nur beratenden Charakter, wird abgewiegelt, die Entscheidung liege beim Papst. Man sei eben eine Weltkirche, sagt Marx.

Die Synodenteilnehmer sind stolz darauf, einen Konsens erreicht zu haben. Warum muß es immer ein Konsens sein? Die ersten großen Kirchenfürsten, Petrus und Paulus, sollen heftig miteinander gestritten haben, als es um grundsätzliche Fragen ging, heißt es in der Apostelgeschichte. Manchmal kann man eine Auseinandersetzung nicht umgehen. Nicht so bei der jetzt zu Ende gegangenen Synode.

Ein großes Welttheater? Nein, nur ein kleines Theater in veralteten Kostümen mit mangelhaftem Drehbuch. Kein Ruhmesblatt für hochdekorierte Kirchenfürsten. Sollen wir uns freuen, daß wenigstens kein Schlafzimmer-Dogma verabschiedet wurde? Kaum. Das hätte wohl nur die berufsmäßigen Dogmatiker interessiert.







Montag, 26. Oktober 2015

Gotteserfahrung

Das rationale Element ist im Westen auch auf religiösem Gebiet so überbetont worden, daß es für den Glauben selbst ein Hindernis geworden ist. ...

Solange Gott noch begrifflich erfaßt wird, ist es nicht Gott, den wir uns gegenüber vorstellen, sondern nur ein Idol. ...

(Es) scheint uns, daß der Mensch in ein Stadium seiner geistigen Entwicklung eingetreten ist, in dem die Mystik nicht mehr Privileg einiger weniger ist, sondern ein Weg, der jedem offen steht. In diesem Sinne wurde ... gesagt, daß der moderne Mensch die Gotteserfahrung für sein religiöses Leben braucht. ... 

[Hugo M. Enomiya-Lassalle: Meditation als Weg zur Gotteserfahrung]




Sonntag, 25. Oktober 2015

Same procedure ...

Wer ist das "Volk Gottes", von dem oft und oft gesprochen wird? Das Volk Gottes sind die Laien, also mit Ausnahme von einigen wenigen fast alle der sogenannten Gläubigen.

Auf einer Synode haben die Laien nichts zu sagen. Da befinden hoch-dekorierte Heiligkeiten, Excellenzen und Eminenzen über das, was die Laien zu tun und zu lassen haben.

Man sagt zwar gerne: "vox populi, vox Dei", oder wenn nur viele laut genug rufen "Santo subito", dann wird schon mal einer schnell heilig gesprochen, man spricht auch vom "Priestertum aller Gläubigen" und wer weiß was nicht noch alles. Wenn's aber zur Sache geht, dann bleiben die hohen Prälaten doch lieber unter sich. Und geben sich mit einem mehr als dürftigen Synoden-Ergebnis zufrieden.

Man lädt zur Synode als Staffage ein paar Vorzeigefamilien ein - Exoten, Fremdkörper unter lauter Purpurträgern. Man errichtet dann sogar ein Dikasterium, eine Behörde, für Laien, Familie und Leben. Das muß man sich auf der Zunge zergehen lassen. Eine Behörde für Kleriker, Finanzen und Zölibat wäre mindestens so dringend, wenn nicht weitaus dringender.




Samstag, 24. Oktober 2015

Die Wiederverheirateten

Papst JPII hat gefordert, die wiederverheiratet Geschiedenen müßten "enthaltsam zusammenleben, um wieder die Sakramente wie die Kommunion empfangen zu können."

Für den Wiener Kardinal Christoph Schönborn und für die von ihm geleitete deutsche Synoden-Sprachgruppe ist die kirchliche Aufforderung zur Enthaltsamkeit in einer zweiten, zivil geschlossenen Ehe allerdings nicht zwingend erforderlich. Doch wünsche er "eine differenzierte kirchliche Betrachtung der Situation von wiederverheiratet Geschiedenen." [Fundstelle]

Schönborn hat wohl mehr erreicht, als viele der sogenannten Traditionalisten zugestehen wollen. Und doch: Ist das Ganze Hin und Her nicht eine beschämende und zugleich anmaßende Verdrehung der Botschaft Jesu? Da spielen sich amtliche Vertreter der Kirche zu Sittenwächtern auf. Fehlt nur noch, daß sie in jedem Schlafzimmer einen Kleriker installieren, der auf die Einhaltung der Bestimmungen achtet.

Man kommt sich vor wie im tiefsten Mittelalter.



Freitag, 23. Oktober 2015

Synodenblüten

Nein, kein Falschgeld in Umlauf. Aber die Synode treibt kurz vor ihrem Ende schon mancherlei Blüten.

Die einen verdächtigen Kardinal Marx, daß er seinen Thomas von Aquin, auf den er sich wiederholt beruft, nicht gelesen oder nicht verstanden hat. [Twitter]

Andere richten an den Papst die dringende Bitte, er möge kraft seines Amtes eine feierliche lehramtliche Erklärung abgeben, in der er die (geltende) katholische Ehe- und Sexualmoral voll bestätigt. Roma locuta, causa finita.

Weiter heißt es dort:
Die Organisatoren der Petition stellen ... fest, dass viele Synodenväter die Lehre der Kirche offensichtlich nicht mehr vollständig kennen und deshalb Vorschläge machen, die der Lehre widersprechen. Selbst „Familiaris consortio“, das letzte umfassende päpstliche Schreiben zum Thema Ehe und Familie, scheint manchen unbekannt zu sein.

Leben heißt sich verändern. Sich oft verändert zu haben heißt vollkommen zu sein. Eine Lektion, die nicht nur für Kirche und Religion gilt, sondern für alles Geschaffene. Selbst das Universum ist in ständiger Veränderung begriffen. Stillstand bedeutet Tod.






Donnerstag, 22. Oktober 2015

Mystik

Das mystische Leben blühte bereits Tausende von Jahren, bevor sich die ersten Weltreligionen als soziale Organismen den Weg in die Geschichte bahnten.

[Teasdale: The Mystic Heart]





Mittwoch, 21. Oktober 2015

Entweltlichung

Um ihre Sendung zu verwirklichen, werde die Kirche immer wieder auf Distanz zu ihrer Umgebung gehen, sie habe sich gewissermaßen zu entweltlichen ...
So der emeritierte Papst Benedikt in seiner Freiburger Rede im September 2011.

Entweltlichung? Ja, das ist ein guter Gedanke. Jesus, auf den die Kirche sich beruft, sagte, sein Reich sei nicht von dieser Welt.

Nur: Was bedeutet die Aufforderung zur Entweltlichung konkret? Genügt es, auf Distanz zur Umgebung zu gehen? Oder müßte die Kirche nicht vielmehr prüfen, wo sie innerhalb ihrer Struktur, innerhalb ihres Apparates allzu "weltlich" ist? Von Land zu Land mögen hier unterschiedliche Aspekte zu sehen sein. Bei uns im sogenannten Westen müßte die Kirche auf Machtausübung, auf innerkirchlichen Pomp, auf Privilegien, auf Mammon und wer weiß was noch alles verzichten. Wenn sie glaubwürdig sein will.

Verzicht auf die hochtrabenden Anreden "Eminenz", "Excellenz", "Heiligkeit" wäre zum Beispiel ein guter Anfang, kostenlos noch dazu. Verzicht auf die purpurfarbenen Gewänder und Bischofsmützen wäre ein nächster Schritt. 

Ich vermute, daß ich das nicht mehr erleben werde.




Dienstag, 20. Oktober 2015

Gottesbild

Was für ein Gottesbild vermittelt die Kirche?

Die in der Kirche etwas zu sagen haben, hören nicht auf zu behaupten, Gott sei die Liebe. Gott liebe die Menschen so sehr, daß er seinen Sohn ans Kreuz schlagen ließ, um ihre vielen, vielen Sünden zu sühnen. Denn der Mensch ist sündig. Schon am Tag seiner Geburt. Er trägt sein ganzes Leben lang die Erbsünde und noch viele andere Sünden mit sich herum.

Gott liebt uns Menschen, das ist so weit also klar, aber wenn wir nicht tun, was er will, wenn wir ihm nicht geben, was er möchte, kurz: Wenn wir nicht brav sind, dann werden wir eine ganze Ewigkeit lang in der Hölle schmoren und unermeßliche Qualen erleiden. So ist das.

Was ist das anderes als eine double-bind Botschaft! Eine krankmachende, eine perverse Botschaft. Sie zeigt, daß mit dem kirchlichen Konzept etwas Grundlegendes nicht stimmen kann. 




Montag, 19. Oktober 2015

Mann der Tat

Er redet nicht nur und macht viele schöne Worte, sondern er tut, was er sagt: Papst Franziskus. Heute eher eine Seltenheit. Er läßt die Rückwärtsgewandten reden und bleibt bei seiner Linie.

Er will die Kirche "umbauen" oder sagen wir mal: ändern, synodal soll sie künftig sein. Genauer: Sie ist es schon, nur ging das im Vatikan-Zentrismus mehr und mehr unter. Hans Küng hat schon vor 50 Jahren in seinem Buch "Strukturen der Kirche" für eine konziliare oder synodale Kirche plädiert. 

Und nun trauen sich auch andere aus der Deckung, Kardinal Marx zum Beispiel. Immerhin.





Sonntag, 18. Oktober 2015

Gott lieben

Wie also soll ich den Gott lieben? Du sollst ihn nicht lieben, wie er ist: nicht als einen Gott, nicht als einen Geist, nicht als eine Person, nicht als ein Bild, sondern als das pure, reine Eine. Und in dieser Eine sollen wir versinken, aus dem Nichts zum Nichts, so wahr uns Gott helfe.

[Meister Eckhart]





Samstag, 17. Oktober 2015

Glasperlenspiel

Wie soll man es nennen, das was im Vatikan gerade vor sich geht, das Hin- und Hergeschiebe von Positionen und Zitaten und Textbausteinen? Eiertanz oder Glasperlenspiel oder mittelalterliches Synoden-Theater?

Die hohen Prälaten haben kein Gespür dafür, daß dies alles eher Zeichen von Starrsinn oder Eitelkeit oder was auch immer ist, aber daß es mit Gott herzlich wenig zu tun hat.

Als Jesus gefragt wurde, was denn geboten sei, hat er mit schlichten Worten gesagt: Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben ... und deinen Nächsten wie dich selbst. Dogmen und Vorschriften und Gebote der paharisäischen Schule, von denen es Hunderte gegeben hat, haben ihn nicht interessiert.




Freitag, 16. Oktober 2015

Bewegend? Hoffentlich

Ein mexikanischer Synodenvater (um hier einmal diese Vokabel zu verwenden) erzählt von einem Jungen, der die Erstkommunion empfangen sollte und der es nicht ertragen konnte, daß seine Eltern - beide geschieden und wiederverheiratet - vom Kommunionempfang ausgeschlossen sein sollten. So zerbrach er die Hostie, die ihm gereicht worden war, in drei Teile und gab davon auch seinen Eltern.

Die Zuhörer in der Synodenaula seien sehr bewegt gewesen, als sie dies hörten, heißt es auf La Stampa

Vergleicht man die kleine Begebenheit mit dem, was der oberste Glaubenshüter Müller zur Frage des Kommunionempfangs für wiederverheiratete Geschiedene zu sagen hatte, dann wird deutlich, welcher Abgrund zwischen der kirchlichen Doktrin und der Lebenswirklichkeit klafft. Nur der Besuch (sic!) der Messe sei verpflichtend, sagte Müller, nicht aber der Kommunionempfang. So einfach ist das, wenn man ein einfach gestricktes Gemüt hat.

Bleibt zu hoffen, daß die sehr bewegende kleine Story mehr bewegt, als es das Gegackse der Traditionalisten, das Herumgeschiebe von Textbausteinen und das Beharren auf tatsächlicher oder vermeintlicher Tradition je vermöchte. 



Donnerstag, 15. Oktober 2015

Tweet

: Those who reduce God's gift of salvation to human efforts to follow rules "make God's love teeny tiny."

Was mir dazu einfällt: Stimme eines Rufenden in der Wüste.

[Tweet von Cindy Wooden v. 15.10.2015]




Mittwoch, 14. Oktober 2015

Exklusiv

Die katholische Kirche versteht sich als allgemein, allumfassend, auf das Ganze hin orientiert (kat holon = das Ganze betreffend). Das scheint gut zur Person Jesu zu passen, der keine  Berührungsängste hatte und sinngemäß sagte: Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid ...

Betrachtet man den Katholizismus näher, dann muß man differenzieren. Im einzelnen zeigt sich zum Beispiel:
- Für das Priesteramt sind nur Männer zugelassen, Frauen sind davon ausgeschlossen.
- Wer die vom Lehramt gestellten Anforderungen nicht erfüllt oder erfüllen kann, wird ausgeschlossen (exkommuniziert). Das gilt für die sogenannten Häretiker oder auch für jene, die nach einer Ehescheidung ein zweites Mal geheiratet haben.
- Extra ecclesiuam nulla salus: Außerhalb der Kirche gibt es kein Heil. Das Heil, was immer darunter verstanden werden soll, kommt also nur jenen zu, die im "Schoß" der Kirche bleiben. Die anderen sind offenbar davon ausgeschlossen.

Im Hinblick auf diese und andere Beispiele mag deutlich werden, daß die katholische Kirche eine durchaus sektenhaft anmutende Gemeinschaft ist. Sie schließt nicht ein, sondern schließt aus. Sie ist exclusiv, sozusagen.




Dienstag, 13. Oktober 2015

Stramme Kirchenmänner

Es gebe zwar die Verpflichtung zum Gottesdienstbesuch, nicht aber eine Pflicht zum Kommunionempfang, sagt sinngemäß der oberste Glaubenshüter Müller in einem Interview. Er war u.a. gefragt worden, wie die Kirche es mit den wiederverheirateten Geschiedenen halten werde.

Come si fa, ad esempio, con i divorziati e risposati?
«Le persone soffrono perché i loro matrimoni sono rotti, non perché non possano fare la comunione. Per noi il centro dell’Eucaristia è la consacrazione, ogni cristiano ha il dovere di venire a messa ma non di fare la comunione. Concentrarsi solo su un punto non risolve niente». 

[luogo di ritrovamento]

Auf gut Deutsch: Man ist zu einer Mahlfeier eingeladen, nein, nicht eingeladen, man ist zur Teilnahme verpflichtet, aber man darf nur zuschauen, wenn die anderen das Mahl empfangen. Na ja, man wird wenigstens abgespeist, wenn auch nur mit dummen Redensarten.

Diese Haltung ist schlicht und ergreifend pervers. Mehr noch, sie offenbart die Dummheit, Intransigenz und Herzlosigkeit eines der höchsten Vatikanmänner. 

Und dann auch das noch: Der Vorsitzende der polnischen Bischofskonferenz sagt:
Allowing civilly remarried divorcees to receive Communion would not only open the door to the sacrament for all who live in mortal sin, but also would cause great damage to the church’s doctrine on sanctifying grace, said Archbishop Stanislaw Gadecki of Poznan, Poland.

Das schlägt dem Faß die Krone ins Gesicht.


Montag, 12. Oktober 2015

Theologensprech

"Gerade durch ihre kulturelle und soziale Krise macht die Familie, grundlegende menschliche Gemeinschaft, heute mehr denn je anschaulich, wie viele Leiden durch ihre Schwächung und ihre Zerbrechlichkeit hervorgerufen werden. Und auch, wie viel Kraft sie in sich selbst finden kann, um dem Ungenügen und der Flüchtigkeit der Institutionen im Hinblick auf die Bildung der Person, die Qualität der sozialen Beziehungen, die Sorge um die verletzlichsten Menschen
entgegenzutreten. Um sie in ihrer Zerbrechlichkeit unterstützen zu können, ist es daher besonders notwendig, die Kraft der Familie angemessen wertzuschätzen."

Dies ein Auszug aus dem sog. Instrumentum laboris, dem Arbeitspapier, das den Synodenmitgliedern vorliegt. Schwer erträglicher Theologensprech. Manche Mitglieder der Synode fordern denn auch eine angemessenere Sprache.






Sonntag, 11. Oktober 2015

Ideal

Zum Ideal des deutschen Beamten gehört die buchstabengetreue Anwendung der Gesetze, steht im aktuellen Spiegel (42/2015).

Ja, hmm, der geneigte Leser stutzt. Das kommt ihm bekannt vor. Gehört die buchstabengetreue Anwendung der Gesetze nicht auch zum Ideal des Kirchenbeamten, etwa des obersten Glaubenshüters und seiner Getreuen, sprich Konsorten?





Samstag, 10. Oktober 2015

Warum nicht ernsthaft fragen?

Ist von den Kirchenoberen schon mal jemand auf die Idee gekommen, jene die aus der Kirche ausgetreten sind, ernsthaft nach ihren Gründen zu befragen? Das wäre, wenn es aussagekräftig sein soll, vermutlich aufwendig, aber dann bräuchte man nicht zu rätseln und zu mutmaßen und müßte nicht im Ungefähren herumstochern ...

Doch halt, es wird ja gefragt: Ich kenne jemand, der hat vom Pfarrer einen Fragebogen bekommen mit überwiegend läppischen Fragen wie zum Beispiel, ob die Predigten nicht gefallen haben, ob der Grund in der Kirchensteuer lag usw. usf.

Wenn ich es recht bedenke, dann würden nachträgliche Befragungen, ob in Form eines Interviews oder im schriftlicher Form, wohl nichts mehr ändern. Denn der Entscheidung zum Austritt ist oft eine lange Zeit des Abwägens vorausgegangen, und dann ist sie in der Regel endgültig.

Es müßte sich im Vorfeld etwas ändern. Die Kirche müßte herunter von ihrer Haltung: Wir allein sind im Besitz der Wahrheit, wir haben immer recht. Und falls wir einmal nicht recht haben sollten, dann findet sich gewiß ein geeigneter Passus im Kirchenrecht oder in der sogenannten Tradition ... oder noch einfacher: Es wird exkommuniziert.








Freitag, 9. Oktober 2015

Änderung der Lehre

Die katholische Kirche war historisch gesehen nie ein monolithischer Block, ... Nicht nur die Strukturen der Kirche, sondern auch ihre Lehre haben sich verändert.
Ein Beispiel dafür ist das Verhältnis der Kirche zu den Menschenrechten. Das Lehramt der Kirche hat seit der Französischen Revolution die Menschenrechte und vor allem die Gewissensfreiheit bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts mehrfach als "pesthaften Irrtum" verurteilt. Das Zweite Vatikanische Konzil dagegen leitete die Menschenrechte, auch die Gewissensfreiheit, aus der Gottesebenbildlichkeit des Menschen selbst ab. Die Kirche habe daher die Aufgabe, sich rückhaltlos dafür einzusetzen. Diese beiden Aussagen passen so nicht zusammen.

[aus einen Vortrag von Prof. Wolf an der Kath. Akademie, München]





Donnerstag, 8. Oktober 2015

Absurdität geltenden Kirchenrechts

In einem Fazit nach ihrem Vortrag an der Katholischen Akademie München sagte die Professorin für Neutestamentliche Bibelwissenschaft an der Universität Salzburg, Dr. Marlies Gielen:

Das Wort Jesu zur Ehescheidung, das das "Recht auf Trennung" auf die an Gottes Handeln orientierte Treue und Verantwortung hin aufbricht, ist kein justitiabler Rechtssatz, sondern eine Zielvorgabe im Licht der beginnenden Gottesherrschaft. An dieser Zielvorgabe hat die urchristliche Überlieferung unverbrüchlich festgehalten. Das freilich hinderte sie nicht daran, am Wort Jesu zur Ehescheidung kulturell bedingte Adaptionen und sachliche Konzessionen vorzunehmen.
Angesichts dessen ist es geradezu paradox zu nennen, wenn die Konzession "wenn schon Trennung, dann keine Wiederheirat" jetzt in der kirchlichen Praxis als ein mit Sanktionen bewehrter, unflexibler Rechtssatz gehandhabt wird, für den sogar die Autorität Jesu selbst beansprucht wird. Vor allem die Sanktion des Ausschlusses der wiederverheirateten Geschiedenen von der Teilnahme am eucharistischen Mahl wirft ein bezeichnendes Schlaglicht auf die Absurdität der geltenden Rechtspraxis in der Katholischen Kirche.
Denn diese Sanktion missachtet konsequent, dass Jesus selbst gerade gescheiterte und sündige Menschen als seine Tischgäste willkommen geheißen hat.

[aus "Zur Debatte" 5/2015]






Was ist Kirche?

Besser gefragt: Wo ist Kirche?

Kirche ist da, wo zwei oder drei in seinem Namen beisammen sind. Denn da ist Jesus, wie er selbst sagte, mitten unter ihnen. Brot und Wein, in seinem Namen, kann man in der Familie brechen und trinken. Und dazu einen Passus aus einer der guten Botschaften vorlesen. Schweigen. Die Präsenz wahrnehmen. Vielleicht über seine Erfahrungen kurz sprechen.

Wir brauchen also keine Kirchenbeamten, keine Dogmen, keine Mitren und Bischofsmützen, wir brauchen keine Purpurgewänder und keine Prunkpaläste. So schön anzuschauen all das sein mag. Aber das geht am Wesentlichen vorbei.




Mittwoch, 7. Oktober 2015

Was würde Jesus sagen?

Was würde Jesus auf die Fragen, die die Synodenteilnehmer beschäftigen, wohl sagen? Die Frage ist schwer und zugleich leicht zu beantworten.

Schwer deshalb, weil Jesus nicht mehr unmittelbar "befragt" werden kann. Und leicht, weil es viele überlieferte Worte Jesu gibt, die eine Richtschnur sein können.

So hat der Papst bei der Synode schon mehrfach zitiert: Der Mensch ist nicht für den Sabbat da, sondern der Sabbat für den Menschen. Damit wird im Grunde das ganze Reglement des katholischen Lehramtes und die Überlieferung und was nicht noch alles hinterfragt.

Was die Bestimmungen zum Zölibat, zu gleichgeschlechtlichem Zusammenleben oder auch zum Verbot des Kommunionempfangs für wiederverheiratete Geschiedene betrifft: Sie bürden anderen schwere Lasten auf, die sie selbst nicht zu tragen vermögen. 

Auch die goldene Regel kann hilfreich sein: Was du willst, das die anderen dir tun, das tue auch du ihnen. 

Statt sich überwiegend an der sogenannten Tradition - sie ist zeitbedingt - oder an Festlegungen etwa des heilig gesprochenen Wojtyla-Papstes oder des noch nicht heilig gesprochenen Ratzinger-Papstes zu orientieren, sollten die Oberhirten - was für ein seltsames Wort in unserer Zeit - sich mutig an der Gestalt Jesus orientieren.

Im Übrigen: Jesus hat seinen Jüngern aufgetragen, nichts mitzunehmen, wenn sie sich auf missionarische Wanderschaft begeben, sondern völlig mittellos auf Gott zu vertrauen. Diese Weisung wurde von der Kirche wohlweislich ignoriert. Sie hat diametral zu dieser Aufforderung im Laufe der Jahrhunderte immense Reichtümer angesammelt. Was würde Jesus dazu sagen?






Dienstag, 6. Oktober 2015

Kein Zölibat - kein Amt

Einen Tag nach dem outing des Monsignore aus dem Vatikan enthebt Bischof Schick aus Bamberg einen Priester seines Amtes, weil dieser dem Versprechen auf zölibatäres Leben nicht mehr nachkommen kann.

Noch am Beginn der Synode hatte der Papst in einer Ansprache das Wort Jesu zitiert: Der Mensch ist nicht für den Sabbat da, sondern der Sabbat für den Menschen ... Aber das Kirchenrecht, es ist nicht so, und der Zölibat, so Ratzinger, ist ja heilig.

Hoch lebe das Kirchenrecht und die hartherzige kirchliche Praxis.



Montag, 5. Oktober 2015

Perfektes Timing

Ein Kleriker mit schier unaussprechlichem Namen hat sich geoutet. Der im Vatikan tätige ranghohe polnische Priester Krzysztof Charamsa stellt sich zusammen mit seinem Gefährten der Presse. Er ist schwul, wie es heißt.

Die Kirchenbehörde reagiert schnell und scharf. Im Nu ist er aller seiner Ämter enthoben. Von einer Minute auf die andere zählt alles, was bisher gegolten hat, nichts mehr: Tätigkeit, Charakter, Einstellungen ... Wichtig ist nur die sexuelle Orientierung.

Die Kirchenbehörde zeigt ihr wahres Gesicht. Das heilige Jahr der Barmherzigkeit wird schon vor seiner Eröffnung ad absurdum geführt.




Sonntag, 4. Oktober 2015

Synode

Nun sind sie also zu Gange, die ca. 300 Synoden"väter", im Vatikan, rotbemützt und Purpur tragend und sich ihrer Wichtigkeit und ihrer Würde voll bewußt. Heute ist Synodenbeginn.

Sind sie so in sich verwickelt, daß ihnen nicht bewußt wird, welches Schauspiel sie hier aufführen? Daß alte, greise Männer über Ehe und Familie beschließen wollen (nicht daran denkend, daß nicht die Kirche das Ehesakrament "spendet", sondern die Eheleute sich selbst), daß sie über Barmherzigkeit reden und ihre eigene Herzlosigkeit nicht spüren, daß sie sich in ihrer hartherzigen Haltung auf Jesus beziehen (und nicht in Betracht ziehen, in welchem gesellschaftlichen Kontext die Evangelien geschrieben wurden und welche theologsche Überarbeitung sie im Lauf der Jahrhunderte erfahren haben), daß ... daß ...
ganz zu schweigen von der Kostümierung, die noch aus der römischen Kaiserzeit stammt.



Samstag, 3. Oktober 2015

Vogel

Flieg, Vogel, flieg,
Das Nest hält dich nicht mehr.
Verlass das dichte Grün der alten Bäume
und öffne deine Schwingen
weit dem Wind.

Dich rufen
Wolken, Luft und Meeresströme
zu neuen Ufern.

Schenk deinen starken Schrei
dem hellen Licht,
das dich zu andren Welten führt.
Zu dem,
was du von Anbeginn gekannt.


[Gedicht von Roswitha Huber. 
aus Willigis Jäger & Christa Spannbauer: Gesang der Stille.]




Freitag, 2. Oktober 2015

Sekte?

Der Papst setzt auf den synodalen Prozeß. Hans Küng wird's sicherlich freuen, schade nur, daß er nicht mehr aktiv daran teilhaben kann. Er hat im Grunde Zeit seines Lebens gegen päpstliche Unfehlbarkeit und für ein Ernstnehmen der synodalen oder konziliaren Struktur der Kirche gekämpft.

Die in Kürze beginnende Synode zum Thema Ehe und Familie wird zeigen, ob die Zeit für ein Um- und Neudenken innerhalb der Kirche schon reif ist oder ob der Katholizismus sich weiterhin marginalisiert und mehr und mehr zu einer alleinseligmachenden Supersekte wird.




Donnerstag, 1. Oktober 2015

Fußballplatz

Stehen sich bei der kommenden Synode wie auf dem Fußballplatz zwei unversöhnliche Mannschaften gegenüber, fragt Judith Klaiber auf katholisch.de?
Und sie gibt bedenkenswerte Anregungen, die zu einem fairen Spiel verhelfen könnten:
Zum einen verweist sie auf die Lebenswirklichkeit als Offenbarungsquelle. Und zum anderen müsse dem Sensus fidelium, dem sogenannten Glaubenssinn aller Gläubigen, eine Wahrheitsfähigkeit zugetraut werden. Wurde im zweiten Vaticanum doch gesagt, die Gesamtheit der Glaubenden könne nicht irren.
Des weiteren melden sich die Bischofskonferenzen von Afrika und Madagaskar zu Wort und verweisen zum Beispiel auf die Lebenswirklichkeit der Polygamie. Vgl. katholisch.de
Der afrikanische Kardinal Robert Sarah wendet sich, man höre und staune, entschieden gegen eine Reform des Umgangs mit wiederverheirateten Geschiedenen. Ihre Zulassung zur Kommunion verrate das Evangelium und sei eine Rebellion gegen Gott. Sic! 

Abgesehen von der letzten Ungeheuerlichkeit kommen wichtige Themen in der Diskussion der Theologen erheblich zu kurz, wenn sie nicht gar ausgeblendet werden. Weil sie nicht in die dogmatisierte Lehrmeinung passen.

Wie dem auch sei: Die Diskussionen werden auf jeden Fall spannend.