Samstag, 23. April 2016

Georg

Georgifeste und Georgiritt, das Brauchtum hat sich gewandelt, ist aber immer noch lebendig. Wer war der "Georg", der diesem Brauchtum vorausgeht?

Ob es je einen heiligen Georg gegeben hat, sei historisch unsicher, schreibt Lore Kufner in ihrem lesenswerten Buch "Getaufte Götter". Gefeiert wurden die von Ort zu Ort und von Land zu Land sehr unterschiedlichen Feste des "Grünen Georgs", es waren Fruchtbarkeitsbräuche, der Grüne Georg war ein Frühlingsbringer.

"Die grünen Götter haben ihre beschränkte Lebenszeit, sie kommen im Frühjahr aus dem Ödland, von den Bergen, aus dem Wald, sie feiern heilige Hochzeit mit der Erde und werden umjubelt, und sie sterben, wenn ihre Zeit um ist, ihren rituellen Tod."

Die fruchtbarkeitsmythischen Kultformen im Georgsbrauchtum seien älter als die Georgslegende, uraltes Erbe aus dem matriarchalen Mythenkreis. Der Grüne Georg hat einen Vorläufer im phrygischen Vegetationsgott Attis. Attis ist der Heros, so Lore Kufner, der Sohngeliebte der großen phrygischen Muttergöttin, der Herrin der Natur und der Fruchtbarkeit. 

Irgendwann im Mittelalter, wird der friedvolle matriarchale Georg vom Patriarchat vereinnahmt, er führt nun das Schwert statt des Pfluges und gibt nicht mehr mit vollen Händen allen, sondern steht im Sold 'seiner Völker'. Der vielfach noch gepflegte Georgiritt geht darauf zurück ... 

Und trotzdem sagt Lore Kufner: "Der Georgstag ist das Fest der Erde, ist grüne Religiosität, ist Heiligkeit des Diesseits. Die Erdenseele entfaltet sich hinein in die Sinnenwelt, wird sichtbar, greifbar, schmeckbar. ... Der Himmel ist irdisch und gegenwärtig geworden, man kann ihn greifen, er hat sich zu erkennen gegeben. ... Er ist die schöpferisiche urmütterliche Kraft des Ursprungs und der Tiefe." 







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