Dienstag, 10. Mai 2016

Tatsachenberichte oder nicht?

Wenn die Kirchenleitung im Vatikan zugeben könnte, dass die Evangelien keine historisch-exakten Berichte über das Leben Jesu sind, sondern Erzählungen für die jeweiligen Gemeinden, die (nach M. J. Borg) "die Erfahrung und die Glaubensinhalte der frühen Kirche wiedergeben" - denn die Forschung hatte unmissverständlich klar gemacht, "dass jedes Ereignis und jedes Wort Jesu durch die Augen und durch die Hände der jungen Kirche gestaltet worden ist" -, wenn, ja wenn die Kirchenspitze dies anerkennen würde, dann wären viele Probleme entweder gar nicht entstanden oder, falls sie noch bestehen, in kürzester Zeit gelöst.

Dann hätte man die sogenannten Häretiker nicht hinrichten müssen, dann wäre Luther auf der Suche nach dem gnädigen Gott viel Glaubenspein erspart geblieben, dann wären die Schismen im Nu überwunden, dann wären Zölibat und Frauenordination "kein Thema". Dann hätten wir fast von heute auf morgen eine ganz andere Kirche. 

Dann hätten wir eine Kirche, in der nicht permanent über Buße und Beichte und was weiß ich noch alles gepredigt werden muss. Wir hätten eine wirklich menschenfreundliche Kirche.


"Bibelauslegung ohne Interessen gibt es nicht", schreibt Marie-Theres Wacher in der Herderkorrespondenz Spezial v. April 2016.

Evangelien ohne Interessen gibt es nicht, sage ich mit Bezug auf die moderne Bibelwissenschaft.










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