Samstag, 28. Mai 2016

Missbrauch

Wieder wurde ein Missbrauchsfall bekannt, diesmal in einer Pfarrei in Oberbayern. Die Leitung des Bistums teilt eilfertig mit, man habe alles getan, um Missbrauch zu verhindern. Was genau getan wurde, welche Hilfen den Priestern angeboten werden und wie man sie konkret unterstützt, war dem Zeitungsartikel nicht zu entnehmen. 

Ein Leserbrief von Ilse Sixt an den Münchner Merkur vom 27. Mai bringt es auf den Punkt:

"Nicht gegen den Pfarrer soll ermittelt werden, sondern gegen die unmenschlichen Rahmenbedingungen der Institution Katholische Kirche, der vor 1000 Jahren das Schamgefühl abhanden gekommen ist. Wissen ist Macht, aber Charakter verschafft Respekt und Anerkennung. Nicht umsonst leeren sich die Kirchen."

Der Leserbrief trifft den Nagel auf den Kopf: Mit jedem der Geistlichen, der jemanden missbraucht und der angeklagt wird, sitzt im Grunde die Kirche als Institution mit auf der Anklagebank. Ein junger Mensch, der sich voller Enthusiasmus dem Priesterberuf verschreibt und nolens volens den Zölibat akzeptiert, kann kaum überblicken, wie seine priesterliche Existenz einmal aussehen und was ihn die nächsten 40 oder 50 Jahre in der Praxis erwarten wird, denn das kann in den Seminarien, fernab der Realität, nicht wirklich vermittelt werden. Man kann sich seine Sexualität ja nicht einfach wegtrainieren ...

Gibt es zum Beispiel regelmäßige Gespräche des Bischofs mit seinen Priestern? Gibt es andere Ansprechpartner für die Priester, die Hilfe suchen?

Wie auch immer: Die Kirche muss endlich anerkennen, dass der Zölibat überholt ist, ja, dass seine Einführung im Grunde durch nichts gerechtfertigt war. Durch seine Abschaffung werden sicherlich nicht alle Probleme automatisch gelöst, aber es wäre ein Anfang. 

Eine äußerst hilfreiche Materialsammlung zu der Thematik findet sich hier:
www.ilsesixt.de


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