Freitag, 6. Mai 2016

Religiöse Praxis

"Das gemeinschaftliche Abendmahl ... wird kaum noch als solches vollzogen (Teilnahme einmal im Jahr muss später vorgeschrieben werden). Es wird ersetzt durch die 'typisch katholische Messe', bei der die Aktivität des Volkes sich ganz auf das Zuschauen, auf das Sehen des sakralen Schauspiels des Klerus beschränkt....
Katholische Moral ist seit dem Mittelalter wesentlich Beichtmoral. Die nicht aus Rom, sondern aus der keltischen Mönchskirche stammende unbegrenzt wiederholbare Privatbeichte verbreitet sich erstaunlich rasch über ganz Europa. ...
Ein sexualmoralischer Rigorismus bricht auf breiter Front durch: Vom Klerus fordert man sexuelle Enthaltsamkeit, von den Laien keine Berührung der heiligen Gestalten. Männlicher Samen, ebenso wie Menstrual- und Geburtsblut, verunreinigen rituell und schließen vom Sakramentenempfang aus." 
Eine "typisch mittelalterliche Frömmigkeit" hat sich voll ausgebildet ...
[Hans Küng. Kleine Geschichte der katholischen Kirche]

Soweit also zur Kirche im Mittelalter. Ist es heute so sehr viel anders? Ein bisschen anders schon, vielleicht, wenn auch nicht viel anders. 

Fürstin Gloria von Thurn und Taxis hat einen Fragebogen der ZEIT zu Amoris Laetitia beantwortet und dort u. a. gesagt, Sex werde überbewertet, Gott schenke uns mit der Fortpflanzung einen Blick in das Glück der Ewigkeit. Den Antworten auf die meisten Fragen weicht sie elegant und geschmeidig aus. Und sie ist sich sicher, dass der Papst die 2000-jährige Lehre nicht ändern könne, er und seine Mitarbeiter seien Verwalter der Lehre. Würde er die Lehre in wesentlichen Punkten ändern, wäre er häretisch und würde augenblicklich aufhören, Papst zu sein.

So einfach ist das alles. Klingt irgendwie noch sehr mittelalterlich. So wie ja die Lehre der Kirche, wonach Sex in der Ehe nur im Hinblick auf Fortpflanzung erlaubt ist, noch aus dem Mittelalter stammt.


Sex wird überbewertet, ja, da hat die Fürstin recht. Es ist aber anders, als sie mein, denn die Überbewertung geschieht im und durch den Vatikan. Die kirchliche Morallehre ist immer noch überwiegend eine Lehre sexueller Moral.

Quo vadis, ecclesia?













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