Freitag, 11. März 2016

Organspende - ja oder nein?

Gedanken und Fragen zum Thema Organspende

1.      Die großen Kirchen in Deutschland, die katholische und die evangelische, befürworten die Organspende. Denn: Ist es nicht Christenpflicht, seine Organe am Lebensende jemandem, der sie dringend braucht, zur Verfügung zu stellen? Ein  Werk der Barmherzigkeit also. Schon im alten Rom galt ja: Dulce et decorum est pro patria mori.

2.      Dass man einem nahestehenden Menschen im Notfall freiwillig eines seiner paarigen Organe zur Verfügung stellt, kann hier außer Betracht bleiben, denn der Spender muss zum Zeitpunkt der Organentnahme nicht tot sein. Frank-Walter Steinmeier, der seiner Frau eine Niere spendete, hat vorbildlich gehandelt.

3.      Anders ist es am Lebensende. Spirituelle Traditionen weisen darauf hin, wie wichtig es ist, seinen Tod zu vollenden, denn der Verstorbene braucht eine gewisse Zeit, bis sich die Seele vom Körper gelöst hat (nachzulesen etwa im Tibetischen Buch vom Leben und Sterben, auch unsere Altvorderen wussten noch davon).

4.      Der Organspender kann seinen Tod aber nicht in diesem Sinn vollenden, er ist zu dem Zeitpunkt, zu dem ihm Organe entnommen werden, noch nicht „wirklich“ tot. Er ist zwar hirntot, wie man sagt, aber die elementaren Lebensfunktionen müssen noch funktionieren, andernfalls wären seine Organe für eine Transplantation nicht mehr brauchbar. Es gibt genügend Berichte, in denen geschildert wird, dass der Organspender bei der Entnahme der Organe festgebunden oder anderweitig sediert werden muss, was darauf hindeutet, dass der Körper sich gegen die Organentnahme bei lebendigem Leib in irgendeiner Weise wehrt.

5.      Warum besteht in unserer Gesellschaft so großes Interesse an der Organspende, dass man als Spender gilt, ehe man zu Lebzeiten nicht förmlich widersprochen hat? Eigentlich müsste es umgekehrt sein. Es scheint, als seien Organhandel und –transplantation ein gutes Geschäft. Wer profitiert davon? Wie hoch sind die Gewinnspannen?

6.      Wie viele Ärzte und kirchliche Würdenträger haben nicht nur Organspende propagiert, sondern sich selbst als Organspender zur Verfügung gestellt? Liegt der prozentuale Anteil bei diesen Berufsgruppen höher oder niedriger als bei der übrigen Bevölkerung?

7.      Die eindeutige und in gewissem Sinn einseitige Parteinahme der Kirchen lässt sich vielleicht aus einer latent noch vorhandenen manichäischen Leibfeindlichkeit heraus verstehen. Die generelle Haltung ist ja die, dass der Mensch auf das „Jenseits“ hin lebt, die physische Existenz wird als Durchgangsstation betrachtet. „Herr, hilf mir meine Seele retten“, wird mancherorts gebetet. Denn auf die Seele, so bin ich geneigt zu ergänzen, kommt es an, der Leib kann ausgeschlachtet werden.










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