Montag, 28. März 2016

Miss oder nicht -Brauch?

Heute ist "Emmaustag", den ich liebe. Ich wollte also über eine der für mich schönsten Stellen im Neuen Testament schreiben. Doch aus aktuellem Anlass nehme ich ein anderes Thema:


Im aktuellen Spiegel (Ostersamstag, 26.03.2016) wird über einen vermutlichen Missbrauch im Bistum Würzburg berichtet. Es geht hier nicht um die Details. Nicht darum, dass der Beschuldigte selbst langjähriger Missbrauchsbeauftragter des Bistums war oder dass die Angelegenheit schon 25 Jahre zurück liegt.

Es geht aber darum, dass der Fall vom Münchner Kirchengericht untersucht wurde mit dem Ergebnis: "Eine Wahrscheinlichkeit, dass die behauptete Straftat begangen wurde ... sei nahezu auszuschließen." Der Spruch des Kirchengerichts ist unanfechtbar. Und doch ist der jetzige Missbrauchsbeauftragte – Kriminologe an der Universität Würzburg – gegenteiliger Ansicht: "Es bleibt eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass dieser Geistliche als mutmaßlicher Täter in Betracht kommt."

Einerseits hatte der Würzburger Bischof ganz allgemein gesagt: "Wir brauchen den Kontakt zu den Opfern, die im Mittelpunkt stehen" und auf der anderen Seite stärkte er dem beschuldigten Geistlichen den Rücken mit dem Satz: "Ich vertraue Ihnen voll."  Die dem Spiegel vorliegenden Akten würden den Eindruck erwecken, "als habe nicht der Beschuldigte im Zentrum des Prozesses gestanden – sondern sein mutmaßliches Opfer. Kaum etwas ließen die Kirchenrichter unversucht, um die Person der Anzeigeerstatterin infrage zu stellen." Bis heute, so der Spiegel, habe niemand aus der Bistumsspitze dem mutmaßlichen Opfer seelsorgerisch beigestanden.

Der Bischof von Würzburg sagte in seiner Osterpredigt 2016 [Fundstelle]:
„… Bei vielen Menschen in unserem Land scheinen die Frohe Botschaft der Auferstehung Jesu und damit der Glaube an unsere eigene Auferstehung nicht mehr anzukommen. Ich will davon schweigen, was viele unserer Mitmenschen heute noch unter ‚Ostern‘ verstehen. Es ist zum Teil absurd und beschämend.“ … „Es hängt … davon ab, ob wir uns von dieser Botschaft der Auferstehung ergreifen lassen und aus dieser Perspektive heraus unsere Lebensentscheidungen fällen. Nur dann wird diese sensationelle, hoffnungsvolle Nachricht auch ihre Wirkung zur Verbesserung der Welt entfalten können.“

Wie wird die heute 44-jährige Frau, die den Missbrauch beim Bistum angezeigt hat, Ostern erlebt haben? Wird die vom Bischof verlesene Frohe Botschaft bei ihr ankommen? Oder wird sie das Verhalten der Diözese, um es mit Worten aus der Bischofspredigt zu sagen, als „absurd und beschämend“ empfinden?


Noch am Ostersonntag gab das Bistum eine im Grunde nichtssagende Zusammenfassende Stellungnahme zu der Darstellung im Spiegel heraus. [Fundstelle] Sie geht am eigentlichen Anliegen des Artikels im Spiegel haarscharf vorbei.


Nachtrag: Auf Grund des Artikels im Spiegel hat sich die Staatsanwaltschaft eingeschaltet um vor allem zu prüfen, ob oder inwieweit der "Fall" verjährt ist.









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