Samstag, 19. März 2016

Mann im Hintergrund

Vor nicht allzu langer Zeit hat der Kurienerzbischof Gänswein das Domkapitel der Diözese Limburg zum Rücktritt aufgefordert. Nun wiederholt er in einem Interview eine Rüge, die schon der Papst dem deutschen Episkopat gegenüber ausgesprochen hat. Es mangle der deutschen Kirche an Glaubenszeugnis, während die Kassen voll seien, würden die Kirchen leider immer leerer. Usw. usf. [Fundstelle]

Außerdem ist ihm wichtig zu betonen, man solle für die Veränderungen unter Papst Franziskus nicht die historisch etwas belasteten, schwammigen und erklärungsbedürftigen Begriffe wie "reformieren" oder "Reformation" verwenden. Deutet weiterhin an, schnelle Kursänderungen der Kirche seien nicht zu erwarten, denn diese sei kein Paddelboot, sondern ein großes Schiff, das mit Bedacht, Klugheit und Tiefgang gelenkt werde. Hough, er hat gesprochen.

Ach, da war noch was: An Papst Franziskus schätze er die Klarheit und Menschlichkeit, die jeden berühre. Ein Gegenrudern im Vatikan gebe es nicht, doch könne es sein, dass die Schnelligkeit und Heftigkeit, mit der Franziskus vorgehe, manchen Schwierigkeiten bereite.

Wie soll man diese erlauchten Einlassungen nun verstehen? In welchem Auftrag spricht und handelt Gänswein? Sind auch seine Äußerungen ein Versuch, Franziskus implizit zu ermahnen oder gar zu domestizieren?

Denn man kann seine Worte auch folgendermaßen verstehen: Franziskus mag zwar Änderungen anstoßen oder herbeiführen, aber um eine "Reformation" handle es sich auf keinen Fall. (In Parenthese: Was am Begriff "Reformation" schwammig sein mag, kann nicht einleuchten. Hier wäre Gänswein in der Erklärungspflicht.) Vielmehr möge er das große "Schiff Kirche" mit Bedacht, Klugheit und Tiefgang lenken.

Wie immer es sei: Das Interview Gänsweins liegt hervorragend in einer Linie mit dem neuen Ratzinger-Buch (wie war gleich nochmal der Titel?) und den Äußerungen von Müller. Eine konzertierte Aktion? Honi soit, qui mal y pense.








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