Sonntag, 20. September 2015

Thomas

Thomas ist ein einprägsames Beispiel für die Entsinnlichung und Entmythologisierung der alten Heiligengestalten, die von der Kirche unter unseren Augen bis heute zielstrebig weitergetrieben wird. Seit Jahrhunderten wurde Thomas als der Heilige des Mittwinters verehrt. Er trat hervor aus dem Dunkel der längsten Nacht, und sein reiches, in vorchristliche Zeiten zurückweisendes Brauchtum entsprang diesem ganz besonderen Sinn seines Tages im jahreszeitlichen Ablauf. Nun hat im Jahr 1969 Rom, um solche Reste der alten naturheiligen Vorstellungen abzustreifen, im Zuge der sogrnannten 'Kalenderreform' den Thomastag vom 21. Dezember auf den 3. Juli verlegt. Damit ist der Heilige von seinen Wurzeln abgeschnitten. Er hat seinen naturreligiösen Hintergrund verloren.

[aus Lore Kufner: Getaufte Götter]





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