Freitag, 21. August 2015

Im Besitz der Wahrheit

Die Geschichte der Christenheit ist sicher ein Paradebeispiel dafür, wie die Überzeugung, allein im Besitz der Wahrheit zu sein, also Recht zu haben, das Handeln und Verhalten bis zum Irrsinn korrumpieren kann. Jahrhundertelang galt es als rechtens, Menschen zu foltern und bei lebendigem Leibe zu verbrennen, sobald ihre Auffassung auch nur geringfügig von der Kirchendoktrin oder der engen Auslegung der Schriften (der "Wahrheit") abwich, weil die Opfer angeblich im "Unrecht" waren. So groß war ihr Unrecht, daß sie getötet werden mußten. Die "Wahrheit" wurde wichtiger genommen als ein Menschenleben. Und was war die Wahrheit? Eine Geschichte, an die man glauben mußte, das heißt, ein Haufen Gedanken.

[Eckhart Tolle: Eine neue Erde]

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