Dienstag, 22. November 2016

Geht's noch?

Zwei Meldungen von heute haben mich so wütend gemacht, wie ich es nicht oft bin.

Erste Meldung: Papst nennt Abtreibung ein grauenhaftes Verbrechen. Er lässt jedoch weiterhin zu, dass jeder Priester auch im Falle einer Abtreibung die Vergebung aussprechen darf. Bisher war das Bischöfen vorbehalten, vor dem Wojtyla-Papst hat jeweils Rom darüber entschieden. Ich selbst befürworte Abtreibung nicht, kenne aber Fälle, in denen nach langen inneren Kämpfen abgetrieben wurde. Hat der Papst je einmal mit einer Frau gesprochen, für die eine Abtreibung die einzige Lösung schien? Der Papst kenne die Wirklichkeit, sagte eine Vatikan-Journalistin. Was soll sie auch anderes sagen.

Zweite Meldung: Im Kirchenstaat werden deutliche Bedenken geäußert wegen der nun gegebenen Erleichterung einer kirchlichen Vergebung. Die Erleichterung könne das Bewusstsein für die Sündhaftigkeit von Abtreibungen schwächen, wird gesagt.

Was maßt sich die katholische Kirche eigentlich an? Verweigerung einer Lossprechung? Mittler zwischen Gott und den Menschen? Verwaltung der "Gnadenmittel" usw. usf.

Die kurialen Würdenträger tun gerade so, als ob Frauen eine Abtreibung aus Jux und Tollerei vornehmen würden. Sind nicht die Missbrauchsfälle durch Kleriker der römischen Kirche oft schwerwiegender als manche Abtreibung? Missbrauchte junge Menschen leiden ein Leben lang an der Situation, sind schwer geschädigt, aber der Kleriker erhält die Absolution und ist dann seines Vergehens "ledig", zumindest vor der Kirche.

Ist nicht der Missbrauch ein grauenhaftes Verbrechen, vielleicht grauenhafter als manche Abtreibung? Davon spricht der Papst nicht. Der Missbrauchende erhält die Absolution, und man sieht nicht darauf, ob dies etwa "das Bewusstsein für die Sündhaftigkeit" seines Tuns schwächen würde.

Schämt euch, ihr Scheinheiligen. Eure Haltung ist empörend.

Was würde Jesus sagen? "Wer von euch ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein!"


















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