Freitag, 25. November 2016

Ermahnungen, wohlfeile Ermahnungen

Der 82-jährige frühere Kurienkardinal Cordes sagte als Festredner in Freiburg, derzeit greife eine große Gottvergessenheit um sich, es brauche daher ein "neues Gottbewusstsein". Gefährlich seien die heidnischen Methoden Yoga, Tai Chi oder Quigong, die das Christentum zerstören würden. 

Gottvergessenheit? Ja, das mag stimmen. Schade, dass der hohe Kirchenmann nicht genauer nach den Ursachen fragte. Sich gegen Yoga, Tai Chi oder Quigong zu wenden, ist allzu billig und banal. Von der Zen-Meditation sagt er nichts, hat er sie etwa übersehen?

Gefährlich sind nicht die genannten "heidnischen Methoden", gefährlich ist die Kirche selbst. Gefährlich ist der große Überbau mit unzähligen Dogmen und Vorschriften, mit Kirchen- und Höllenstrafen, gefährlich ist das sture Beharren auf einer überholten Tradition, gefährlich sind der einseitige im Wesentlichen auf die Sexualität fixierte Moralkodex, das mittelalterlich-anthropomorphe Gottesbild, das dauernde Reden von Gott so, als wäre man sich seiner im Vatikan sicher. 

Gefährlich ist es, anders zu reden als zu handeln: Einerseits Betteln um Spenden, andererseits Horten von Reichtümern; einerseits Reden von Einheit, andererseits Beharren auf Spaltung; einerseits Reden von Gemeinschaft, andererseits Exkommunikationen usw. usf.

Wie, bitte, soll ein neues Gottbewusstsein entstehen, wenn die führenden Kirchenvertreter es selbst nicht  haben? Eure Handauflegungen und eure verdinglichten Sakramente werden niemanden retten. Ihr wollt die Gnadenvermittler sein und Brücken bauen, doch ihr als Kirche habt euch zwischen die Menschen und Gott gedrängt und damit eine Gottferne mit verursacht, die ihr jetzt beklagt. 















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