Donnerstag, 10. November 2016

Barmherzigkeit

Eine vorläufige Bilanz über zwölf Monate Barmherzigkeit wurde gezogen. Zwanzig Millionen Pilger hätten die Heilige(n) Pforte(n) in Rom durchschritten, heißt es, etwaige Mehrfachzählungen inclusive. 

Kaum eine Rede oder Predigt des Papstes, in dem nicht das Wort Barmherzigkeit vorkomme. Die Barmherzigkeit sei wieder präsent.

Ist sie das? 

Ist die Haltung der Kirchenleitung, das Verhalten der Kurienmitglieder an entscheidender Position wirklich barmherzig? Oder offenbart das Beharren auf längst überholten Positionen nicht eine zutiefst in der Kirche verankerte Unbarmherzigkeit? 

Unbarmherzig ist die allgemeine Verpflichtung der Geweihten zum Zölibat, unbarmherzig ist der Ausschluss von Frauen von Weiheämtern, unbarmherzig ist es, den wiederverheirateten Geschiedenen die Sakramente zu verweigern. Höchst unbarmherzig ist die Weigerung, Protestanten zum Abendmahl zuzulassen. Usw. usf.

Darüber können keine heiligen Pforten hinwegtäuschen. Mag der Papst noch so viele Kinder abbusseln, mag er Inhaftierte besuchen, mag er von Barmherzigkeit reden, bis ihm der Mund fusselig wird: Er sollte endlich seiner Leitungsaufgabe nachkommen und klare Worte sprechen. Die Bischofskonferenzen sind zu zögerlich, zu wenig mutig, noch immer wird nach dem Papst gerufen, zum Beispiel beim beliebten Gender-Thema.

Die Kirche sollte endlich anfangen, ihre Hausaufgaben zu machen und selbst Barmherzig zu werden. 











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