Freitag, 30. September 2016

Twitter päpstlich

Ein Papst sollte nicht twittern, weil diese Form keine komplexen Gedanken erlaubt, meint Martin Mosebach. [Fundstelle] Der Papst müsse die ganze Fülle der Lehre und Tradition darstellen.

Ich bin der Meinung: Ganz im Gegenteil. Warum soll ein Papst sich nicht auch auf Twitter äußern?

So hatte ich mich als Follower des Papstes eingetragen, habe eine ganze Reihe seiner "Kurznachrichten" gelesen, war enttäuscht und bin es schließlich leid geworden. Denn ich empfand sie als permanente Wiederholungen der schon immer verkündeten Katechismusformeln, als im Grunde blutleere Statements. Mein Eindruck war, als habe er seine Botschaften nicht einmal selbst geschrieben, sondern als habe er das Twittern einem Kurialtheologen übertragen. 

Was ich vermisse, sind wirklich persönliche Äußerungen des Papstes. Nur was aus dem Herzen kommt, kann zu Herzen sprechen. Ich brauche auf Twitter nicht "die ganze Fülle der Lehre und Tradition". Wie kommt es, dass ein Dalai Lama den Leser mehr ansprechen kann als der Papst?

Warum zitiert der Papst nicht gelungene Formulierungen aus seinen verschiedenen Veröffentlichungen?

Und vor allem: Warum geht der Papst, wenn er schon auf Twitter präsent sein will, nicht auf die verschiedenen Antworten von Nutzern, auch wenn sie manchmal polemisch sind, ein? Warum bekommt man von ihm (oder von twitternden Bischöfen) keine Antwort? Er könnte einen Blog einrichten, in dem er mit interessierten Lesern wirklich ins Gespräch kommt. 

Die hohen Herren sind es nicht gewöhnt, spontane Antworten zu geben, das Predigen ist viel einfacher.
Doch wer meint, er brauche nur zu predigen, kommt nicht mehr an, erreicht die Menschen jedenfalls nicht. Schade drum.























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