Freitag, 23. September 2016

Zölibatisches

Wieder hat sich einer zu Wort gemeldet, diesmal der "Liturgie-Experte" Monsignore Haunerland, und sich gegen die Abschaffung des Pflichtzölibats ausgesprochen. Hätte man was anderes erwarten können?

"Die Bereitschaft, sich zum Priester weihen zu lassen, schließe den Willen ein ... auch sich selbst in den Dienst nehmen zu lassen." Nachzulesen hier. Das müsse auf irgendeine Weise konkret im Leben erfahrbar werden, und an diesen Anspruch erinnere die zölibatäre Lebensform ... Diese und weitere oft gehörte Weisheiten (wie zum Beispiel die Verfügbarkeit für den Dienst am Menschen) gab der Professor von sich.

Gewiss mag es Menschen geben, die zu zölibatärer Lebensweise berufen sind. Doch das Gros der Geweihten ist das sicherlich nicht. Jesus hat nicht von ungefähr auch Verheiratete als Apostel in seine unmittelbare Nachfolge gerufen. Waren diese etwa weniger qualifiziert? Er hat nie davon gesprochen, dass sexuelle Enthaltsamkeit eine "conditio sine qua non" wäre. Und er war alles andere als weltfremd. Das Gegenteil ist der Fall: Sexualität ist die conditio sine qua non, denn so ist der Mensch von Gott erschaffen worden. Wie viele der Geweihten leben wirklich zölibatär? Die Kirchenleitung müsste eine Erhebung durchführen - und würde sich gewiss wundern. 

Hat der Monsignore einmal darüber nachgedacht, dass dem zölibatären Menschen, wenn er seinem Versprechen denn auch treu bleiben kann, eine wesentliche Seite seines Mensch-Seins fehlt? Hat er überlegt, dass der Pflichtzölibat ein Eingriff in die persönliche Freiheit und in das Menschenrecht auf Eheschließung ist? Wird der Priesterstand als "herausgehobene" Lebensform, das Eheleben hingegen als untergeordnet betrachtet? Hat er an die vielen Frauen gedacht, die mit Priestern in einer engen eheähnlichen Beziehung leben, weltweit? Hat er an die Kinder gedacht, die aus solchen Beziehungen hervorgehen? 

Die Bischofskonferenz, so heißt es, habe auf ihrer jüngsten Tagung in Fulda nur wenig über diese Thematik gesprochen. Das Eisen ist zu heiß. Und die "klarkantigen" Bischöfe klammern das erst mal aus.

Warum sprechen Theologen sich so eilfertig für die Beibehaltung des Zölibats aus? Geht es etwa um "vorauseilenden" Gehorsam gegenüber der Kirchenleitung? Oder handelt es sich um eine Art "Identifikation mit dem Unterdrücker"?

Wie dem auch sei, die Argumente sind oft und oft gesagt worden und haben doch kein Gehör gefunden. Das alles hat längst einen Bart. Einen Zöli-Bart.

Sehr informativ ist im übrigen die Materialsammlung auf www.ilsesixt.de

















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