Freitag, 26. August 2016

Gehorchen um jeden Preis?


Der Berliner Sozialethiker Andreas Lob-Hüdepohl spricht im Interview mit katholisch.de über das Verhältnis von Staat und Kirche, zivilen Ungehorsam und das Gewissen des Einzelnen.

Die Entscheidungen des Staates müssen grundsätzlich respektiert werden, sagt er. Doch müsse der Staat, wie etwa im Fall des sogenannten Kirchenasyls, damit rechnen, dass nicht alles, was er entscheidet und tut, lammfromm und widerspruchslos hingenommen wird. Er müsse sich jeden Tag an seinen eigenen Maßstäben messen lassen, er brauche eine kritische Öffentlichkeit als Widerpart - wenn man so will um seiner selbst willen.

Lob-Hüdepohl findet klare und nachvollziehbare Worte.

Fast gleichzeitig findet sich auf katholisch.de eine andere kurze Notiz: "Streit um abtrünnige Priester in Bolivien". Es geht um etwa 50 Priester, die aus der Kirche entlassen worden waren, weil sie Frauen und Kinder haben. Die dortige Bischofskonferenz wirft ihnen vor, dass sie ohne Autorisierung der Kirche weiterhin die Sakramente spenden und Gottesdienste abhalten. Das würde zur Verunsicherung unter den Gläubigen führen.

Muss nicht auch die Kirche damit rechnen, dass nicht alles, was sie entscheidet und tut, lammfromm und widerspruchslos hingenommen wird? Wo liegt das Unrecht der 50 entlassenen Priester, die zu ihren Frauen und Kindern stehen? War ihre Entlassung durch die "Kirche" nicht das größere Unrecht? Eine Entscheidung, die gegen das Gebot der Liebe und Barmherzigkeit getroffen wurde, und nur, um das Kirchenrecht durchzusetzen? Haben nicht auch Priester ein Recht, wenn nicht gar die Pflicht auf zivilen Ungehorsam ihrer Kirche gegenüber, wenn diese unmenschliche Bedingungen wie den Zwangszölibat aufrecht erhält?

Auch die Kirche muss sich an ihren eigenen Maßstäben messen lassen.
























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