Samstag, 13. August 2016

Die Frage nach Gott

Wenn jemand Priester ist, so lautete sinngemäß eine Botschaft auf Twitter, dann glaubt er an Gott. Ich aber kann angesichts der vielen Kriege, die in seinem Namen geführt werden, nicht mehr an ihn glauben.

Eine Haltung, die gut nachvollziehbar ist. Wo ist Gott? So fragte ein jüdischer KZ-Häftling, als er mit ansehen musste, wie ein Junge, ein Kind noch, am Galgen hing und lange Zeit mit dem Tode rang.

Ein Priester, gefragt, ob er an Gott glaube, würde höchstwahrscheinlich mit "Ja" antworten. Was für ein Gott ist das, an den er glaubt? Vielleicht ein anthropomorpher Gott, eine Person, zwar unsichtbar, aber immerhin da. Ich hier, Gott dort. Ein Gott, den man verehren muss. Ein vom Menschen getrennter Gott. Das ist das bis heute vorherrschende Gottesbild. Doch das ist im Begriff sich zu ändern.

Anthony de Mello erzählt die kurze Parabel von dem kleinen Fischlein, das im Weltmeer schwimmt und fragt: Wo bitte geht's zum Ozean?

Das ist eine gute Antwort auf die Frage: Wo ist er denn, euer Gott, von dem ihr pausenlos redet? Er ist so selbstverständlich da, wie das Wasser für den Fisch oder die Luft zum Atmen, dass er nicht wahrgenommen wird. Spalte ein Stück Holz, und du wirst mich finden, hebe einen Stein auf, und ich bin da, heißt es im Thomas-Evangelium. Gott lässt sich nicht definieren, man kann von ihm allenfalls in Bildern sprechen.

Auch die Mystiker, die alten und die modernen, sprechen so ähnlich: Gott ist der Urgrund, sagen sie, der Seinsgrund, aus dem alles hervorgeht und der in allem ist. Gott ist also nicht getrennt von der Schöpfung. Eckhart Tolle sagt einmal, er vermeide das so oft missbrauchte Wort Gott, er spreche lieber vom Sein, das allem Seienden gemeinsam ist.

Willigis Jäger meint: Mit Begriffen aus der Zeit von Nomadenvölkern oder aus der Scholastik könne man den Menschen von heute nicht mehr von Gott sprechen.

Wenn Gott "überall" ist, so wie das Wasser des Ozeans für das kleine Fischlein überall ist, dann können wir ihn wahrnehmen oder besser: erfahren. Wenn wir achtsam sind. In der Stille. Wir brauchen dazu keine Kathedralen, keine Moscheen, keine Tempel und keine Amtsträger. Aber wir können Gott nicht "haben", man kann ihn nicht festhalten. Auch Jesus, der wohl größte Mystiker, der im Bewusstsein beständiger Verbindung mit seinem Gott lebte, hatte ihn "verloren", hatte ihn loslassen müssen. Als er im Sterben am Kreuz ausrief: Mein Gott, warum hast du mich verlassen?









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