Dienstag, 9. Februar 2016

Gott ist kein Diktator

Originalzitate [aus Spiegel 6/2016, S. 122 ff „Gott ist kein Diktator“], geringfügig modifiziert: „Islam“ wurde durch „Christentum“, „Muslim“ wurde durch „Christ“ und "Bibel" durch "Koran" ersetzt.


„Das Christentum braucht eine Reformation! Es ist eine Forderung, die genauso vage und tendenziell verkehrt ist wie die Formulierung „Das Christentum gehört zu Deutschland“. Welches Christentum denn? … Das liberale, das konservative, das praktizierte, das alltägliche, das widersprüchliche? Präziser wäre zu sagen: Die Christen gehören zu Deutschland, weil sie hier geboren sind, genauso wie Muslime, Atheisten zu Deutschland gehören. …
… es gibt Christen, die daran arbeiten, das Christentum zu verändern, Professoren, Autorinnen, Psychologen, Prediger, ganz normale Gläubige, sie sind dabei, das Christentum zeitgemäß zu deuten und zu leben, liberal, säkular, modern, wie immer man es nennen will. Die Erneuerung, die so oft gefordert wird, findet längst statt. …
Der Glaube ist dabei nicht das Problem; es ist der falsch verstandene, der verkürzte, der missbrauchte Glaube. …

Das Christentum ist, wie der Koran, voll von unklaren und widersprüchlichen Passagen. Der christliche Glaube war fast von Beginn an gespalten zwischen denen, die versuchen, das Christentum auch aus seiner Entstehung heraus zu verstehen, und denen, die das ganze Werk als eine heilige Wahrheit ansehen, unveränderlich für alle Zeiten. …
Wir Christen haben aufgehört, im Guten und ohne Tabus über den Glauben zu streiten. …
‚Gläubig ist jeder, der ein gutes Herz hat. Die Beziehung zwischen dem Christentum, mir und Gott ist direkt.‘ … Das ist es auch, was [XY] als Wesen des liberalen Christentums definiert – eine Frömmigkeit, die keine Autorität will und braucht, um die heilige Schrift zu lesen und zu verstehen. …
Das Christentum … sei über Jahrhunderte hinweg von Männern in patriarchalen Gesellschaften interpretiert worden. Bei etlichen Christen habe sich ein Religionsverständnis etabliert, das Frauen auf die Rolle als Mutter und Gattin reduziert. …

… richtig gedeutet … sei das Christentum nicht nur vereinbar mit Vernunft und Fortschritt, sondern schreibe sie sogar vor. …
Als Erstes … müsse der ‚religiöse Analphabetismus‘ unter Christen thematisiert werden. ‚Es gibt viele, die nicht wissen, dass ihre Religion anders ist‘, … Nicht patriarchal, nicht frauenfeindlich, nicht aggressiv. …
‚Wir brauchen Schulen, die kritisches Denken fördern', … 'und Schulen, die radikales Denken erkennen.‘  …

‚Wir wollen ein Ort sein für Christen und Nichtchristen‘ …
Reformanhänger … kämpfen an verschiedenen Fronten: Sie werden von konservativen Religionshütern aus dem Ausland unter Druck gesetzt, von älteren Gläubigen, denen der Wandel ihrer Gemeinde missfällt, …

Glaube und Zweifel, das sind die beiden Pfeiler dieser Veränderungen." Oder um einen Satz von Navid Kermani aus seiner Frankfurter Rede zu modifizieren [es wurde lediglich „Muslim“ mit „Christ“ und “Islam“ mit „Christentum“ übersetzt]: "Wer als Christ nicht mit dem Christentum hadere, ‚nicht an ihm zweifelt, nicht es kritisch befragt, der liebt das Christentum nicht‘.“









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