Montag, 19. Dezember 2016

Antwort an K.M.

Katholisch.de ist das quasi offizielle Internetportal der katholischen Kirche Deutschlands. Es kann also nicht gleichgültig sein, welche Redakteure dort veröffentlichen, welche Inhalte veröffentlicht werden und welchen Eindruck der Leser beim Blick durch dieses „Portal“ von der Kirchenorganisation erhält.

Sie, Herr K.M., haben Texte veröffentlicht, die eine grundsätzlich rückwärtsgewandte Einstellung erkennen lassen.

Beispiele:

Am 20.01.2016 sagen Sie – damals noch Volontär – in einem mit „Mut zum Bekenntnis“  überschriebenen Artikel, es sei gut und theologisch unumgänglich, dass wir Christen keine allgemeine Abendmahlsgemeinschaft pflegen und sprechen sich für das Bekenntnis zu theologischen Prinzipien aus. Damit stellen Sie „Prinzipien“ höher als das gelebte Leben.

Sehen Sie nicht,

-  dass Jesus ganz anders gehandelt hat: Der Mensch ist nicht für den Sabbat da, sondern der Sabbat für den Menschen. 

-  Dass Tradition keine absolute Größe, sondern menschengemacht ist. 

-  dass Ihr persönliches Traditionsverständnis magisch verdinglicht, um nicht zu sagen fundamentalistisch ist.

-  Einiger Prinzipien wegen wurden Theologen zum Schweigen gebracht und gingen ihrer Lehrstühle verlustig,

     - wurden wurden Frauen als Hexen deklariert 
       und verbrannt,

-  Männer als Ketzer diffamiert und zum Tode verurteilt.

-  Der Prinzipien wegen hat die Inquisition ihre Schreckensherrschaft ausgeübt.

-  Auf Grund von Prinzipien wurde Jesus an die römischen Besatzer ausgeliefert, gefoltert und zu Tode gebracht."Wir haben ein Gesetz, und nach diesem Gesetz (sprich: nach diesen Prinzipien) muss er sterben."



Später, im April 2016, geht es Ihnen um die Frage: „Wie retten wir die Kirche?“

Hier vertreten Sie die Auffassung, die Kirche müsse gar nicht gerettet werden, ihre Zukunft sei gesichert, „wenn sie sich an ihren Auftrag hält: das Evangelium Jesu Christi zu verkünden“.

Wie denn das? Hier wird übersehen, dass die sogenannte "Kirche" nicht mit der Großorganisation von heute identisch ist. (Begriffsverschiebung)
Auch wird nicht bedacht, dass die Evangelien keine historischen Berichte sind, sondern theologisch reflektierte Erzählungen für die damaligen Gemeinden der Anhänger Jesu.
Und dass mit den Worten, die Jesus in diesen Erzählungen in den Mund gelegt werden, bestimmte Intentionen verfolgt werden. (Vgl. dazu auch Marcus J. Borg.)

Am 25. November verteidigen Sie die vier inzwischen sattsam bekannten Kardinäle gegen den Vorwurf, sie seien Häretiker. Sie würden nur ihre bischöfliche Aufgabe erfüllen, sagen Sie, ihre Aktion sei ein wichtiger Beitrag zu einer existenziellen Debatte der Kirche.
Ihrer Meinung nach gehört es also zu den Aufgaben emeritierter (oder auch noch nicht emeritierter) Kardinäle, den Papst mit der Veröffentlichung eines Schreibens quasi unter Zugzwang zu setzen? Meinen Sie das im Ernst?
Und was verstehen Sie unter einer existenziellen Debatte? Ich erspare es mir, hier ins Detail zu gehen, da Ihre Auffassung bereits von anderen Seiten mehrfach ad absurdum geführt wurde.

Zum Schluss erlaube ich mir folgende Fragen:

Sind Sie sich bewusst, dass Sie als Redakteur des Internetportals die katholische Kirche Deutschlands (mit-) repräsentieren?

Gibt es in Ihrem Haus einen letztverantwortlichen Redakteur oder darf jeder einzelne seine Meinungen publik machen, wie er möchte?

Glauben Sie, dass dies im Interesse der Kirche als Institution sein kann? Vielleicht sollten Sie sich darüber einmal mit einem der zuständigen Bischöfe beraten.

Als Redakteur muss Ihnen klar sein, dass Ihre Veröffentlichungen von den Lesern in sozialen Medien kritisch hinterfragt werden. Wenn Sie das nicht verkraften würden, wären Sie in einer Redaktion fehl am Platz und sollten stattdessen auf der Kanzel stehen, wo Ihnen keiner widersprechen kann. Zumindest nicht laut.

Sie selbst halte ich übrigens für ein Mitglied einer Sekte, denn Sie als 30-jähriger Neu-Redakteur argumentieren und schreiben wie ein 80-jähriger Kurial-Monsignore. Dass Sie dem Opus Dei angehören, haben Sie zwar verneint. Bleiben das Neokatechumenat oder die Legio Mariens oder viele ähnliche Gruppierungen. 


Nachtrag
Es ist zwar nicht so, dass es auf katholisch.de nicht hin und wieder interessant geschriebene Beiträge gäbe. Doch wirkt das Internetportal insgesamt eher fromm-bieder bis vernachlässigbar. Von Aufbruch oder gar Erneuerung ist nichts zu spüren. Schade.










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