Sonntag, 11. September 2016

Ein radikaler Blick?

Der "Kongress für feministische Theologie" in Peru hatte mein Interesse geweckt. Bezug. So habe ich die Autorin gefragt, wie sich das spezifisch Feministische hier zeige.

Die Antwort kam postwendend aus Peru: "Der radikale Blick auf den Glauben aus dem Erleben, dem Tun und der Reflektion als Frau". Lapidar? Ja. Prägnant? Vielleicht.

Ich will nicht einfach unterstellen, dass ich hier mit einer der üblichen theologischen Leerformeln abgespeist werden soll. Also musste ich mir selber Gedanken zu machen.

Radikaler Blick. Ein an die Wurzeln gehender, schonungsloser  Blick? Das kann ich akzeptieren. Nun aber: Radikaler Blick auf den Glauben? Was ist denn der "Glaube"? Was ist die Wurzel des Glaubens?

Jesus hat seine Botschaft sozusagen in einem Satz verdichtet: Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben ... und deinen Nächsten wie dich selbst. Wenn das mit der Antwort gemeint sein sollte, dann ist zu fragen: Wie liebe ich Gott, den ich weder sehen noch hören oder berühren kann? Meine Haltung zu Gott, meine "Liebe" zeigt sich darin, wie ich mit der Schöpfung umgehe, mit den Mitmenschen und allen anderen Lebewesen, mit der Natur. Ob ich sie achte, weil alles im Grunde eins ist, oder ob ich sie ausbeute und die Erde als Müllkippe missbrauche. Frauen haben hier wohl eine andere Grundhaltung als die auf Gewinnmaximierung fixierten "Herren" der Schöpfung.

Darin muss sich die o.a. Antwort jedoch nicht erschöpfen, weil es ja um das Erleben, um das Tun und die Reflexion der Frau gehen soll.

Also wird der radikale Blick sich auf die von Männern dominierte Kirchenstruktur und vor allem auf das von der Kirche erstellte immense Glaubensgebäude richten, auf das, "was zu glauben vorgestellt" wird, auf die Dogmen und Lehräußerungen, auf die Vorschriften, auf die "Tradition". Und auf die Haltung der Kirchenleitung, die Frauen in gewisser Weise trotz aller gegenteiligen Beteuerungen immer noch als Menschen zweiter Klasse betrachtet. Frauen werden gern in dienender Funktion gesehen, geweiht werden können sie nicht. Die Amts- und Würdenträger müssen Männer sein, weil Jesus - so das seltsame biologische Argument - ein Mann gewesen ist.

Dass Frauen in Peru und auch anderswo (Beispiel) sich auf sich selbst besinnen und aufstehen und die Anerkennung einfordern, die ihnen zusteht, kann Hoffnung machen. Das ist überfällig. Denn aus eigenem Entschluss (motu proprio, sozusagen) wird das Patriarchat weder sich noch sonst etwas ändern. Die Veränderung wird trotz der vielfachen Bemühungen von Franziskus nicht von oben eingeleitet, sie muss von unten kommen.




















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