Ich nehme in der Kirche eine Stimmung der Vergeblichkeit wahr. Vielleicht nicht in der ganzen Kirche, sondern nur in der Kirche des Westens oder in der Kirche, wie ich sie kennengelernt habe.
Vergeblichkeit? Ja, Vergeblichkeit. Denn in der Kirchenleitung hat man per se immer Recht, es gibt auf alles eine Antwort, und es sind die immer gleichen Antworten. Dringende Wünsche nach Veränderungen etwa in Richtung Aufhebung der Infallibilität, wie sie der 87-jährige Hans Küng nun wieder äußert, oder hinsichtlich der längst überfälligen Frauenordination werden abgeschmettert, denn sie stoßen auf unüberwindliche Hindernisse: Hindernisse im Kirchenrecht, in den Dogmen, in der "Schrift", in der Tradition, da vor allem. Wenn gar kein Argument mehr bleibt, dann heißt es: "Die Gläubigen würden das nicht verstehen."
Die Kirche hat nicht nur alle Antworten gepachtet, nein, mehr noch, sie verfügt auch über alle Fragen. Und die findet man in einem Monsterwerk namens Katechismus, abgefasst in kaum erträglichem Theologen-Sprech.
Das einzige, was die Gläubigen "nicht verstehen", ist die grundsätzlich starre und abwehrende Haltung der Kirchenbeamten. Statt in eine Diskussion einzutreten, wird man mit warmen Worten vertröstet, zum Beispiel so: Geht doch zur Beichte, jetzt im heiligen Jahr der Barmherzigkeit, denn es gibt keine Sünde, die Gott nicht vergeben kann. Ach, wie gut sie alle über Gott Bescheid wissen. Und der Papst selbst setzt sich spektakulär und fast bühnenreif in einen Beichtstuhl und "nimmt die Beichte ab". Beichte als Herrschaftsinstrument.
Also Vergeblichkeit? Ja, beinahe. Wenn es nicht auch andere Stimmen gäbe, zum Beispiel die des absolut unverdächtigen Dalai Lama: "Ich glaube an manchen Tagen, dass es besser wäre, wenn wir gar keine Religionen mehr hätten. Alle Religionen und alle Heiligen Schriften bergen ein Gewaltpotenzial in sich. Deshalb brauchen wir eine säkulare Ethik jenseits aller Religionen." (zit. nach OHA.Zeitung aus dem Pfaffenwinkel März 2016)
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