Originalzitate [aus Spiegel 6/2016, S. 122 ff „Gott ist kein
Diktator“], geringfügig modifiziert: „Islam“ wurde durch „Christentum“, „Muslim“
wurde durch „Christ“ und "Bibel" durch "Koran" ersetzt.
„Das Christentum braucht eine Reformation! Es ist eine
Forderung, die genauso vage und tendenziell verkehrt ist wie die Formulierung
„Das Christentum gehört zu Deutschland“. Welches Christentum denn? … Das
liberale, das konservative, das praktizierte, das alltägliche, das
widersprüchliche? Präziser wäre zu sagen: Die Christen gehören zu Deutschland,
weil sie hier geboren sind, genauso wie Muslime, Atheisten zu Deutschland
gehören. …
… es gibt Christen, die daran arbeiten, das Christentum zu
verändern, Professoren, Autorinnen, Psychologen, Prediger, ganz normale
Gläubige, sie sind dabei, das Christentum zeitgemäß zu deuten und zu leben, liberal,
säkular, modern, wie immer man es nennen will. Die Erneuerung, die so oft
gefordert wird, findet längst statt. …
Der Glaube ist dabei nicht das Problem; es ist der falsch
verstandene, der verkürzte, der missbrauchte Glaube. …
Das Christentum ist, wie der Koran, voll von unklaren und
widersprüchlichen Passagen. Der christliche Glaube war fast von Beginn an
gespalten zwischen denen, die versuchen, das Christentum auch aus seiner
Entstehung heraus zu verstehen, und denen, die das ganze Werk als eine heilige
Wahrheit ansehen, unveränderlich für alle Zeiten. …
Wir Christen haben aufgehört, im Guten und ohne Tabus über
den Glauben zu streiten. …
‚Gläubig ist jeder, der ein gutes Herz hat. Die Beziehung
zwischen dem Christentum, mir und Gott ist direkt.‘ … Das ist es auch, was [XY] als Wesen des liberalen
Christentums definiert – eine Frömmigkeit, die keine Autorität will und
braucht, um die heilige Schrift zu lesen und zu verstehen. …
Das Christentum … sei über Jahrhunderte hinweg von Männern in
patriarchalen Gesellschaften interpretiert worden. Bei etlichen Christen habe
sich ein Religionsverständnis etabliert, das Frauen auf die Rolle als Mutter
und Gattin reduziert. …
… richtig gedeutet … sei das Christentum nicht nur vereinbar
mit Vernunft und Fortschritt, sondern schreibe sie sogar vor. …
Als Erstes … müsse der ‚religiöse Analphabetismus‘ unter
Christen thematisiert werden. ‚Es gibt viele, die nicht wissen, dass ihre
Religion anders ist‘, … Nicht patriarchal, nicht frauenfeindlich, nicht
aggressiv. …
‚Wir brauchen Schulen, die kritisches Denken fördern', … 'und
Schulen, die radikales Denken erkennen.‘ …
‚Wir wollen ein Ort sein für Christen und Nichtchristen‘ …
Reformanhänger … kämpfen an verschiedenen Fronten: Sie werden
von konservativen Religionshütern aus dem Ausland unter Druck gesetzt, von
älteren Gläubigen, denen der Wandel ihrer Gemeinde missfällt, …
Glaube und Zweifel, das sind die beiden Pfeiler dieser
Veränderungen." Oder um einen Satz von
Navid Kermani aus seiner Frankfurter
Rede zu modifizieren [es wurde lediglich „Muslim“ mit „Christ“
und “Islam“ mit „Christentum“ übersetzt]: "Wer als Christ nicht mit dem
Christentum hadere, ‚nicht an ihm zweifelt, nicht es kritisch befragt, der
liebt das Christentum nicht‘.“
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